Rheinische Post

Fortunas Team hat Kramer verstanden

Beim verdienten 1:1 in Bochum wird die Handschrif­t des Trainers deutlich. Nach dem Abpfiff feiern die Fans den 43-Jährigen.

- VON BERND JOLITZ

Beim 1:1 in Bochum wird die Handschrif­t des Trainers deutlich. Nach dem Abpfiff feiern die Fans den 43-Jährigen.

Es gab einige Bilder, die nach dem 1:1 zwischen dem VfL Bochum und Fortuna am Freitagabe­nd im Gedächtnis hängenblie­ben. Wie Mike van Duinens Kopfball in der Nachspielz­eit zum Ausgleich einschlug, zum Beispiel. Oder wie der Niederländ­er, mit fast der gesamten Mannschaft auf den Fersen, nach dem Treffer auf Trainer Frank Kramer zustürmte und alles in einer großen Jubeltraub­e endete.

Das eindrucksv­ollste Bild lieferte jedoch der Trainer. Die Spieler waren gerade aus der Fankurve zurückgeke­hrt, wo sie sich ihren verdienten Beifall für die starke Leistung abgeholt hatten, als sich Kramer entschloss, selbst in die Gästekurve zu gehen. „Ich hatte einfach nur das Bedürfnis, mich für die fantastisc­he Unterstütz­ung über 94 Minuten zu bedanken“, berichtet er. Doch Kramer hatte den Zaun noch längst nicht erreicht, da widmeten die Fortuna-Fans ihm bereits standing ovations. Sichtlich gerührt reckte er beide Daumen nach oben.

„Ich fand es tief bewegend“, gibt er 40 Stunden später zu. „Natürlich geht es vor allem um die Jungs, die auf dem Platz ihre Leistung abliefern. Aber von unseren tollen Fans Anerkennun­g zu erhalten, freut mich doch. Da kann ich die Vokabel ,überragend’ dann wirklich einmal übernehmen.“

Mit dem letzten Satz spielt er darauf an, dass einige Profis die Partie in Bochum als „überragend“bezeichnet hatten. „Natürlich war es ein sehr gutes, mitreißend­es Spiel“, sagt Kramer. „Aber überragend wäre es für mich erst gewesen, wenn wir es gewonnen hätten.“Kapitän Karim Haggui pflichtet ihm bei: „Schön, dass wir gut gespielt haben. Aber wir müssen aufpassen, dass wir jetzt nicht verrückt spielen. Es war nur ein Punkt.“Fast hätte man das vergessen können nach einer Partie, die viele Beobachter als das wohl beste Zweitligas­piel seit Jahren einstuften. Tabellenfü­hrer Bochum war richtig gut, machte viel Druck – aber Fortuna war noch besser.

Kritikpunk­te gibt es dennoch. „Wir haben beim Spitzenrei­ter, der bis dahin ganze drei Gegentreff­er kassiert hatte, 21 Torschüsse abgegeben“, rechnet der Trainer vor. „Für so eine Bilanz muss schon einiges gut gelaufen sein. Aber wir haben nur einmal getroffen. Das heißt, wir müssen an der Präzision arbeiten.“Darin bezieht er auch die zwölf Aluminium-Treffer ein, die Fortuna nach den beiden Lattenschü­ssen in Bochum (durch Kerem Demirbay und Mathis Bolly) in sieben Ligaspiele­n bereits verzeichne­te. „Latte und Pfosten haben natürlich auch mit Pech zu tun, aber auch mit mangelnder Präzision.“

Kramer will noch mehr sehen von seiner Mannschaft, am liebsten schon morgen (17.30 Uhr) beim Karlsruher SC. Doch in Bochum war eindeutig zu sehen, dass die Mannschaft jetzt verstanden hat, welchen Fußball der Trainer will. Das aggressive Tempospiel trug seine Handschrif­t. Und es beeindruck­te den Gegner. „Fortuna wird genügend Punkte holen, um ganz oben mitzuspiel­en“, sagte Bochums Trainer Gertjan Verbeek überzeugt. „Ich freue mich jetzt schon auf unser Spiel nach der Winterpaus­e.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany