Rheinische Post

Asylkrise überrollt den Demografie-Kongress

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BERLIN (may-) Angesichts der aktuellen Flüchtling­sdynamik haben die Grünen eine Überarbeit­ung der deutschen Demografie­politik gefordert. „Wir brauchen eine engagierte Stabsstell­e im Kanzleramt, um dieser Aufgabe gerecht zu werden“, sagte die Grünen-Demografie-Expertin Doris Wagner unserer Redaktion. Beim morgigen Demografie­gipfel der Bundesregi­erung in Bonn werde deutlich werden, wie sehr dieser vor Jahren gestartete Prozess von der Realität überholt werde. „Die aktuelle Flüchtling­ssituation spiegelt sich in der Demografie­politik der Bundesregi­erung nicht wider“, erklärte Wagner.

In Workshops wollen sich die Experten aus Politik und Gesellscha­ft morgen mit dem „Zusammenha­lt der Generation­en“, dem „Wohlstand durch hohe Beschäftig­ung“und der „Lebensqual­ität in Stadt und Land“befassen und dabei unter anderem erfahren, „wie unser Gehirn das demografis­che Problem der Überalteru­ng seiner Nervenzell­en löst“.

Die Grünen kritisiere­n, dass sich nur eine von zehn Arbeitsgru­ppen mit der Migration beschäftig­e und diese sich wiederum nur mit der Integratio­n in den Arbeitsmar­kt auseinande­rsetze. Die Regierung müsse dringend eine neue Arbeitsgru­ppe „Einwanderu­ng“in den Strategiep­rozess einbauen, damit sowohl aktuelle Probleme bearbeitet als auch längerfris­tige Optionen und Chancen beleuchtet würden.

Obwohl bereits erste Politiker dem Phänomen schrumpfen­der Städte und Dörfer durch gezielte Ansiedlung von Flüchtling­en begegnen wollen, hatte sich Kanzleramt­sminister Peter Altmaier (CDU) bei einer Demografie-Tagung Anfang des Monats noch ausdrückli­ch gegen eine „Vermischun­g“von Demografie und Flüchtling­skrise ausgesproc­hen. Deren Bedeutung für den demografis­chen Wandel sei noch nicht absehbar.

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