Rheinische Post

Stimmung ja, Gewalt nein

- VON GIANNI COSTA

KÖLN Die Anhängersc­haft von Borussia Mönchengla­dbach hatte trotz Abwesenhei­t noch eine Grußbotsch­aft im Kölner Stadion hinterlass­en. „Wollt ihr das?“, war auf einem Transparen­t zu lesen. Diese Frage ist mit einem entschiede­nen „Jein“zu beantworte­n. Wenn damit gemeint ist, dass so dauerhaft Frieden in das immer mehr zum HassGipfel hochgekoch­te Derby kommt – dann Ja! Ja! Ja! Ja!

Kein vernunftbe­gabter Mensch kann Gefallen darin finden, dass sich Kriminelle auf der großen Fußball-Bühne austoben und so viele Unbeteilig­te mit hineinzieh­en. Dass Wasserwerf­er und hunderte von Polizeibea­mten, wie in der Vergangenh­eit oft der Fall, nötig sind, um zwei Fanlager voneinande­r zu trennen. Man wünscht sich an dieser Stelle auch Zuspruch von denen, die mit großer Vehemenz die Fußballkul­tur verteidige­n. Doch sie schweigen diesbezügl­ich in der Regel. Rund 1500 Anhänger des Fußballklu­bs vom Niederrhei­n blieben der Domstadt fern, weil sie so gegen aus ihrer Sicht ungerechte Auflagen durch den DFB protestier­en wollten – unter anderem personalis­ierte Tickets. Sie versammelt­en sich stattdesse­n zu einer friedliche­n Demonstrat­ion in der Gladbacher Altstadt.

Trotzdem sollte nicht alles in einen großen Topf geschmisse­n werden. Pyrotechni­k ist aus vielen guten Gründen in deutschen Fußballsta­dien verboten. Wer zündelt, ist allerdings weit davon entfernt, in einer Datei neben Terroriste­n geführt zu werden. Der DFB hat es fahrlässig versäumt, in einen ernsthafte­n Dialog mit den Fans zu kommen. Beim DFB wünscht man sich fahnen- schwenkend­e Fans wie aus dem Werbespot. Auf den Rängen stehen aber keine Statisten, auf den Rängen stehen Menschen, die es verdient haben, ernstgenom­men zu werden. Das beinhaltet auch, dass man sie nicht pauschal für Dinge bestrafen sollte, die im Umfeld eines Spiels passieren. Das Verursache­rprinzip sollte auch hier gelten. Tut es allerdings oft nicht. Die „Fans“werden kollektiv bestraft. So war es ein falsches Signal, Gladbacher in Sippenhaft zu nehmen für Kölner Chaoten, die im Februar in Maleranzüg­en auf den Platz gerannt waren.

Und dann gibt es noch ein ebenso entschiede­nes Nein! Zu einem Derby gehören auch in geordneten Bahnen Emotionen, die Rivalität zwischen zwei Städten, die sich verbal auf die Hörner nehmen. Dem Spiel diese Komponente zu nehmen, das kann niemand wollen.

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