FBI ermittelt angeblich gegen Blatter
In der Verbandszentrale kommen immer mehr Zweifel an der WM 2022 in Katar auf.
DÜSSELDORF (sid) Konkrete Korruptionsvorwürfe am Hals, das FBI auf den Fersen und die WM in Katar angeblich wieder auf der Kippe: Der angeschlagene Fifa-Präsident Joseph S. Blatter (Schweiz) ist im Korruptionsskandal beim FußballWeltverband offenkundig immer weniger Herr der Lage. Informationen der „Welt am Sonntag“zufolge soll die US-Bundespolizei FBI inzwischen gezielte Ermittlungen gegen den 79-Jährigen wegen mutmaßlicher Verstrickung in Südafrikas ominöse Zehn-Millionen-Dollar-Zahlung an den Karibik-Verband CFU aufgenommen haben.
Der Verdacht ist die zweite konkrete Spur zu Blatter: Erst zuletzt war er im Zuge der Ticketing-Affäre um seinen suspendierten Generalsekretär Jerome Valcke (Frankreich) mit Barzahlungen in MillionenHöhe als Gratifikation für einen Vertrag mit seinem Verband in Verbindung gebracht worden.
Valcke scheint außerdem seinen bisherigen Chef mit in den Abgrund ziehen zu wollen. Zu Blatters Kontrollverlust durch den immer weitere Kreise ziehenden Skandal neue Probleme um die WM-Endrunde 2022 in Katar. Der Status des Wüstenstaats Katars als künftiger WMAusrichter wackelt angeglich wieder verstärkt. In der Fifa-Zentrale in Zürich bezweifeln offenbar immer mehr Mitarbeiter die Austragung des Turniers am Golf. Eine Neuvergabe des WM-Turniers und die zu erwartenden Milliarden-Klagen der Scheichs auf Schadenersatz indes würden die Fifa ruinieren.
Momentan jedoch scheint Blatter jedoch mehr denn je, seine eigene Haut retten zu müssen. Ob der Strippenzieher noch wie angestrebt, bis zu seinem für Februar 2016 angekündigten Abgang sämtliche Weichen in seinem Sinne stellen kann, muss spätestens seit dem Sturz seines langjährigen Vertrauten Valcke bezweifelt werden.
Laut den – allerdings nicht von Quellen gestützten – „WamS“-Angaben untersuchen die FBI-Fahnder, ob Blatter Südafrikas Deal mit dem unter massivem Korruptionsver- dacht stehenden Ex-CFU-Boss Jack Warner angeregt haben könnte. Südafrika hat die von Valcke über Fifa-Konten vorgenommene Zahlung zwar als Förderung von Fußball-Entwicklungsprojekten deklariert. Die US-Justiz hingegen sieht die Summe als Schmiergeld als Gegenleistung für Stimmen der Nationalverbände für die WM-Premiere auf dem afrikanischen Kontinent an. Blatter soll im Vorfeld der WMVergabe Südafrikas Staatspräsidenten Thabo Mbeki und seinen damaligen Fifa-Vorstandskollegen Warner zusammengebracht und so den Weg für mutmaßliche Absprachen geebnet haben.
Valckes Rolle bleibt weiter nebulös. Wie der US-Mediendienst Bloomberg unter Berufung auf das Fifa-Umfeld berichtete, soll der 54Jährige vor den Enthüllungen seiner angeblichen Machenschaften eine Millionen-Abfindung für einen vorzeitigen Rücktritt gefordert haben. Neben der weit über seinen Vertrag hinaus gehenden Abfindung verlangte die bisherige Nummer zwei der Fifa-Hierarchie demnach auch den grundsätzlichen Verzicht der Organisation auf etwaige Klagen gegen seine Person in Zusammenhang mit seiner Amtsführung.