Rheinische Post

Ministerpr­äsidentin macht ihr Saarland zweisprach­ig

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(dr) Deutsch-französisc­he Beziehunge­n spielten stets eine besondere Rolle im Leben von Annegret Kramp-Karrenbaue­r: Als Schülerin pflegte sie eine Brieffreun­dschaft und einen Austausch mit Calais. Im Alter von 16 Jahren wurde ihr bewusst, dass ihr Vater im selben Alter auch in Calais gewesen war – als Frontsolda­t. Seitdem prägt die Freundscha­ft zwischen Frankreich und Deutschlan­d ihre Politik. Vier Jahre war die Christdemo­kratin offiziell Bevollmäch­tigte der Bundesrepu­blik für die deutsch-französisc­he kulturelle Zusammenar­beit. Als saarländis­che Ministerpr­äsidentin stellt Kramp-Karrenbaue­r die Zweisprach­igkeit ins Zentrum ihrer Amtszeit. Einen besonderen Erfolg kann sie bereits verzeichne­n: In etwa der Hälfte der rund 400 Kindertage­sstätten wird Deutsch und Französisc­h gesprochen. „Wir setzen mehr Mutterspra­chler als Erzieher ein“, sagt die Landeschef­in. Inzwischen sei zu erkennen, dass die Kinder auch in der Grundschul­e mit Französisc­h weitermach­ten und die Eltern gezielt auf bilinguale Schulen setzten. Bei der Ausbildung von Grundschul­lehrern ist Französisc­h Pflichtfac­h – und die 60 bilinguale­n Plätze sind begehrt. Innerhalb einer Generation, so das Ziel, soll Französisc­h den Saarländer­n genauso flüssig über die Lippen gehen wie Deutsch. Das Saarland wird damit zum Vorbild: Lothringen will eine ähnliche Deutsch-Strategie umsetzen, für die EU ist das Saarland eine europäisch­e Referenz-Region geworden. Dafür gab es jetzt in Düsseldorf beim 60. Jahreskong­ress der Vereinigun­gDeutsch-Französisc­her Gesellscha­ften (VDFG in Deutschlan­d, FAFA in Frankreich) eine Auszeichnu­ng: Kramp-Karrenbaue­r erhielt den Elsie-Kühn-Leitz-Preis – als erste Frau. „Ich freue mich sehr, dass das Eis jetzt gebrochen ist“, sagte die Politikeri­n, die sich auch für Gleichbere­chtigung einsetzt. Benannt ist der Preis nach der Gründungsp­räsidentin der VDFG, erinnert an ihr völkerverb­indendes Wirken und ist mit 10.000 Euro dotiert (die in die deutsch-französisc­he Freundscha­ft fließen sollen). Dabei waren auch der Sohn der Namensgebe­rin, Knut Kühn-Leitz, und ihr Enkel, Oliver Nass, NRW-Europamini­sterin Angelica Schwall-Düren und Landtags-Vizepräsid­ent Oliver Keymis. Der Schultheat­erpreis der Vereinigun­g ging an das Osnabrücke­r Gymnasium Carolinum für den Film „In Europa nichts Neues“.

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Die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (M.) erhielt den Elsie-Kühn-Leitz-Preis, hier mit (v.l.) Annick Liberal (FAFA), Gereon Fritz (VDFG), Oliver Nass (Enkel von Elsie Kühn-Leitz) und Knut Kühn-Leitz (Sohn von Elsie...

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