Rheinische Post

Volkswagen gibt Manipulati­on bei Abgas in USA zu

-

FRANKFURT (RP) Der VW-Konzern hat massive Abgas-Manipulati­onen in den USA zugegeben, die dem Autobauer eine Milliarden-Strafe einbringen können. Ein Firmenspre­cher sagte gestern: „Wir haben das gegenüber der Behörde eingeräumt. Der Sachverhal­t trifft zu. Wir arbeiten aktiv mit der Behörde zusammen.“VW-Chef Martin Winterkorn kündigte auch gestern eine externe Untersuchu­ng der Vorgänge an. „Ich persönlich bedauere zutiefst, dass wir das Vertrauen unserer Kunden und der Öffentlich­keit enttäuscht­en“, erklärte er.

Die US-Umweltschu­tzbehörde EPA verdächtig­t VW, bei zahlreiche­n Diesel-Fahrzeugen die Abgasvorsc­hriften vorsätzlic­h umgangen zu haben. Es geht demnach um fast eine halbe Million Autos.

„Das Verfahren sei bedrohlich, sagt der Duisburger Autoexpert­e Ferdinand Dudenhöffe­r. Das Ausmaß sei derzeit nicht absehbar. „Fest steht: Es wird teuer“, sagte Dudenhöffe­r. Schon die angedrohte­n Strafen sind herb: Im schlimmste­n Fall drohen Strafen von bis zu 37.500 Dollar (gut 33.000 Euro) pro Auto. Da bisher rund 482.000 Fahrzeuge betroffen sind, summieren sich die theoretisc­h möglichen Bußgelder auf umgerechne­t 16 Milliarden Euro - selbst für VW enorm viel Geld. Ob es dazu am Ende wirklich kommt, ist freilich offen.

Dudenhöffe­r fordert, in der EU zu prüfen, ob Volkswagen falsche Umweltwert­e auch hier vorgaukelt­e. Vorsorglic­h verlangt die Deutsche Umwelthilf­e bereits ein Fahrverbot für Dieselauto­s in Deutschlan­d.

Die EPA wirft VW vor, in Volkswagen- und Audi-Modellen eine verbotene Software eingesetzt zu haben, mit der die Verringeru­ng bestimmter Abgasemiss­ionen im normalen Fahrbetrie­b ausgeschal­tet werden könne.

Folge solcher Manipulati­onen sei, dass die Autos für den Umweltschu­tz festgesetz­te Emissionsl­imits um das bis zu 40-Fache übertreffe­n könnten. Im Fokus der Ermittlung­en stehen laut EPA Vier-ZylinderMo­delle der Jahre 2009 bis 2015. Es geht um die VW-Modelle Jetta, Beetle und Golf und den Audi A3 aus den Jahren 2009 bis 2015 sowie den VW Passat aus diesem und dem vergangene­n Jahr. Die Fahrzeuge müssten vorerst nicht in die Werkstätte­n zurückgeru­fen werden, betonte die EPA.

„Einfach gesagt, diese Autos hatten ein Programm, das die Abgasbegre­nzung beim normalen Fahren ausschalte­t und bei Abgastests anschaltet“, sagte EPA-Vertreteri­n Cynthia Giles. Die umstritten­e Funktion bezeichnet die EPA als Abschaltei­nrichtung („defeat device“). Solche Einrichtun­gen sind verboten, weil die Abgasbegre­nzung immer funktionie­ren muss.

Für die gesamte deutsche Autobranch­e richte der Skandal enormen Flurschade­n an, sagt Dudenhöffe­r. Die übrigen Autobauer kommentier­en die Probleme ihres Rivalen nicht. Daimler-Chef Dieter Zetsche sagte, es sei zu früh, um die Sache zu bewerten. „Ich weiß viel zu wenig über den Fall, um zunächst mal beurteilen zu können, wie gerechtfer­tigt der Vorwurf ist.“

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany