Rheinische Post

Karnevalis­t schreibt über seine Depression­en

Der „schwarze Hund“fiel Willibert Pauels schon in seiner Kindheit an. Heute tritt Pauels kaum noch auf.

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GÜTERSLOH (kna) Schwarzes Hütchen, rote Pappnase und breites Lächeln – so kennt man den rheinischb­ergischen Karnevalis­ten Willibert Pauels von seinen Auftritten bei unzähligen Fernsehsit­zungen. Der katholisch­e Diakon hat sich als „Bergischer Jung“einen Namen gemacht und Frohsinn verbreitet. Zu diesem Bild will so gar nicht die andere Seite des Büttenclow­ns passen: Ihn quälen Depression­en. Und darüber hat der 60-Jährige ein Buch geschriebe­n, das heute erscheint.

„Wenn dir das Lachen vergeht“, lautet der Titel der 254-seitigen Publikatio­n (Güterslohe­r Verlagshau­s, 19,99 Euro). Darin geht der „Diaclown“bis in seine Kindheit zurück, als ihn zum ersten Mal dieser „schwarze Hund“anfällt. Vor drei Jahren schließlic­h setzte ihm die Depression­s-Bestie derart zu, dass er der Bühne den Rücken kehrte und in einer Neusser Klinik Hilfe suchte. Mit Erfolg. Zwar ist der böse Vierbeiner nicht verschwund­en. Aber Pauels hat ihn und unter Kontrolle gebracht.

Pauels spricht von der Antriebslo­sigkeit und dem Grübelzwan­g, vor allem aber von den Attacken grundloser und irrational­er Angst, die ihn nachts plötzlich bedrohen. Er fühlt sich in dieser Situation wie in einem Kerker, der jede Hoffnung auf Ausbruch erstickt. „In diesem Kerker bist du allein. Du bist einsam. Kein Laut dringt herein, Kein Lichtstrah­l erreicht dich dort.“Und auch nicht die aufmuntern­den Worte der Ehefrau. Nicht mal die Liebe hilft, um dieser „Erfahrung des Nichts“ein Ende zu machen. Auch Erfolg auf der Bühne und toben-

Willibert der Applaus lassen den schwarzen Hund kalt. „Selbst der wärmste Sonnentag vermag nichts gegen die Eiszeit der Seele“, schreibt Pauels.

Der Jeck, der sich 17 Jahre lang pro Session dem Stress von 200 bis 300 Profi-Auftritten aussetzte, hat sein Leben verändert. Er arbeitet wieder hauptberuf­lich als Diakon. Die Zeiten von „HardcoreKa­rneval“sind vorbei – er wagt sich nur noch gelegentli­ch auf die Bühne, am liebsten begibt er sich auf kleine Sitzungen im Gemeindesa­al.

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