Rheinische Post

VW will in den USA bis zu 1150 Euro an Geschädigt­e zahlen

- VON REINHARD KOWALEWSKY BERICHT VW WILL IN DEN USA . . ., TITELSEITE

WOLFSBURG (dpa/rky) Volkswagen will an vom Abgas-Skandal betroffene Kunden in den USA einem Bericht zufolge Einkaufsgu­tscheine verteilen. Besitzer von Diesel-Autos sollten als Wiedergutm­achung Prepaid-Karten im Wert von bis zu 1250 US-Dollar (rund 1150 Euro) bekommen, berichtete das Online-Portal „The Truth about cars“. Bis zu 750 US-Dollar der Summe könnten in VW-Autohäuser­n eingelöst werden, der Rest sei frei verfügbar.

Ein VW-Sprecher in Wolfsburg sagte dazu gestern: „Volkswagen of America hat seine Händler über eine geplante Aktion informiert. Details dazu werden in der kommenden Woche von VW of America kommunizie­rt.“Nach dem Bericht des Portals soll die Aktion schon heute bekannt gemacht werden. Unklar blieb, ob VW-Kunden im Gegenzug für die Geldzahlun­g auf ihr Klagerecht verzichten sollen.

Der Bundesverb­and der Verbrauche­rzentralen fordert ein ähnliches Vorgehen auch in Deutschlan­d. „Das Unternehme­n muss zu seiner Verantwort­ung stehen“, sagte Klaus Müller, der Vorsitzend­e des Bundesverb­ands unserer Redaktion. „Solche Gutscheine in Deutschlan­d wären das Minimum, um die betroffene­n Verbrauche­r zu entschädig­en“, erklärte Müller. Heute kommt der VW-Aufsichtsr­at zusammen. Er wird auch die Verantwort­ung des früheren Top-Management­s diskutiere­n.

Ungeschick­ter kann ein Konzern an sich nicht handeln: VW scheint nun in den USA an geschädigt­e Kunden Gutscheine im Wert von bis zu 1150 Euro verteilen zu wollen. Sie sollen so zumindest teilweise dafür entschädig­t werden, dass ihre Autos mehr giftige Stickoxide emittieren als offiziell verkündet. Aber in Deutschlan­d und Europa ist die Vorbereitu­ng einer solchen Aktion des guten Willens bisher nicht bekanntgew­orden.

Vorstandsc­hef Matthias Müller muss also ganz schnell nachbesser­n. Die Kunden in Europa als insgesamt wichtigste­r Markt der Wolfsburge­r müssen mindestens so gut behandelt werden wie jene auf der anderen Seite des Atlantiks. Es reicht nicht, dass Müller den vielen hunderttau­send europäisch­en Besitzern eines Autos mit zu hohen Kohlendiox­idemission­en zugesicher­t hat, fällige höhere Kfz-Steuern zu erstatten. Er muss auch den damit einhergehe­nden üppigeren Spritverbr­auch mit Geld ausgleiche­n. Und er muss auch auf die Fahrer der mehrere Millionen Autos zugehen, die vom Stickoxids­kandal betroffen sind. Nachrüsten der Motoren reicht da nicht.

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