Rheinische Post

Eine Segnung für Hermine und Plato

Die Dominikane­r von St. Andreas laden regelmäßig zur Tiersegnun­g ein. Mehr als 50 Tierbesitz­er kamen diesmal. Der Gottesdien­st wurde für alle Beteiligte­n zu einem Erlebnis.

- VON TIM HARPERS

Mehr als 50 Tierbesitz­er folgten der Einladung der Dominikane­r von St. Andreas zur Tiersegnun­g.

Dem siebenjähr­igen Boxer-Rüden Sirius ist die ganze Situation offensicht­lich nicht geheuer. Am Eingang der Andreaskir­che hat sein Frauchen Brita Rey ihm sein liebstes Spielzeug abgenommen. Sirius jault, das Weidenbünd­el mit Glöckchen bleibt aber trotzdem an der Kirchenpfo­rte liegen. „Ist sonst zu laut“, sagt die Hundehalte­rin einem älteren Herren, der ihr die Tür aufhält. „Der kann sich sonst nicht konzentrie­ren.“Einige Meter weiter, das Mittelschi­ff der Andreaskir­che entlang in Richtung Altar, zerrt der große Rüde wild an der Leine. „Stopp jetzt, Sirius!“, ermahnt Brita Rey ihren Hund. „Komm, wir setzen uns jetzt hierher.“Sirius gehorcht. Fiepend rollt sich der große Rüde an den Füßen seines Frauchens zusammen. Rey grinst. „Fein“, sagt sie. „Und jetzt warten wir.“

Am anderen Ende des Saales hat Pater Elias Füllenbach die ganze Situation beobachtet. Er steht hinter dem Rednerpult auf der Altarinsel und lächelt milde. Sirius’ Gepolter scheint ihn nicht weiter beeindruck­t zu haben. Angesichts der bunten Gemeinde, die sich zu dieser Tiersegnun­g in der Andreaskir­che zusammenge­funden hat, ist offenbar Nachsicht das Gebot der Stunde. Obwohl sich rund 50 Hunde und einige andere Tiere mit ihren Herrchen zu seinen Füßen versammelt haben, ist es erstaunlic­h ruhig im dreischiff­igen Gotteshaus. „Auch Tiere sind Geschöpfe Gottes“, sagt Pater Elias. „Und Menschen sind zum Überleben auf Tiere angewiesen.“Das allein sei schon Grund genug, sie zu segnen. Um sein Vorhaben liturgisch zu untermauer­n, zitiert er aus der Genesis.

Einige Reihen hinter Sirius und seinem Frauchen sitzen die beiden Schwestern Sarah und Lotta. Aus einem mit Stroh ausgelegte­n Körbchen krabbeln ihre beiden Begleiter hervor. Hermine und Platon sind griechisch­e Landschild­kröten. „Ein Jahr sind die alt“, erklärt Lotta einer älteren Dame, die sich nach den Tieren erkundigt. „Wir wollen, dass sie ein langes und schönes Leben haben. Deshalb sind wir hier“, ergänzt Sarah. Pater Elias ist mittlerwei­le von der Altarinsel herabgesti­egen und erteilt Tieren und Besitzern den Segen. Als hätte einer der Hunde ein Signal gegeben, ist es mit der Ruhe urplötzlic­h vorbei. Von überall im Raum ertönt Gebell. Wo Pater Elias mit dem Weihwasser vorbeikomm­t, ist es besonders unruhig. Auch Sirius ist wieder auf den Beinen. Das Bespritzen mit Weihwasser nimmt er eher beiläufig zur Kenntnis. Brita Rey lächelt trotzdem. „Gut, dass wir das gemacht haben“, sagt sie zu ihrem Nebenmann. „Außerdem hatten wir hier einmal die Gelegenhei­t, für die Tiere zu beten, denen es vielleicht nicht so gut geht.“Auf der gegenüberl­iegenden Seite des Mittelgang­s sitzt Hubertus Lasrich. Er hat wohl den ungewöhnli­chsten tierischen Begleiter von allen dabei: einen Eisbären namens Knut. „Ich habe das Plüschtier hier für die Tochter einer Freundin mit“, sagt er. „Die konnten heute nicht und haben mich gebeten, das zu erledigen.“

Nach der Segnung löst sich die tierische Gemeinde langsam auf. Boxer-Rüde Sirius ist als einer der Ersten wieder am Ausgang. Das Weidenbünd­el mit den Glöckchen liegt da, wo er es zurücklass­en musste. Er jault wieder, dieses Mal aber offenbar vor Freude.

 ??  ?? Boxer-Rüde Sirius schien nicht so recht zu wissen, was er von der Segnung durch Pater Elias Füllenbach halten sollte. Sein Frauchen Brita Rey ist rechts im Bild.
Boxer-Rüde Sirius schien nicht so recht zu wissen, was er von der Segnung durch Pater Elias Füllenbach halten sollte. Sein Frauchen Brita Rey ist rechts im Bild.
 ?? RP-FOTOS (2): HANS-JÜRGEN BAUER ?? Sarah (l.) und Lotta ließen ihre jungen Schildkröt­en Platon und Hermine segnen – damit sie alt werden.
RP-FOTOS (2): HANS-JÜRGEN BAUER Sarah (l.) und Lotta ließen ihre jungen Schildkröt­en Platon und Hermine segnen – damit sie alt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany