Warum Borussia Dortmund der verdiente Sieger gegen Schalke 04 ist.
Nach einem überaus unterhaltsamen Bundesliga-Spiel hat Borussia Dortmund mit 3:2 gegen Schalke 04 die Nase vorn.
DORTMUND Es kommt nicht alle Tage vor, dass Dortmunder Fußballfreunde ihr Herz für den FC Schalke 04 entdecken. Gestern demonstrierten Fans in der BVB-Kurve zumindest dafür, dass beim nächsten Derby wieder mehr Gelsenkirchener Anhänger ins ehemalige Westfalenstadion dürfen. „Volle zehn Prozent für Gästefans aller Vereine“, stand auf einem Spruchband. Aus Sicherheitsgründen hatte der BVB dem Nachbarn weniger Karten zugestanden, der Block blieb sehr übersichtlich besetzt.
Das Transparent war nicht die einzige Freundlichkeit, die gestern ausgetauscht wurde. Auch beim Toreschießen halfen sich die Rivalen. Deshalb wurde das Derby überaus unterhaltsam. Der Gastgeber setzte sich mit 3:2 durch, und es war spannend bis zum Schluss. „Das hätte nicht sein müssen“, sagte der Dortmunder Trainer Thomas Tuchel, „wir hatten viele Gelegenheiten, die Sache vorher zu erledigen. Aber wenn’s dann gut geht, ist es besser, als wenn es nicht gut geht.“Da widersprach natürlich niemand.
Es dauerte ein bisschen, bis das 147. Revierderby Fahrt aufnahm. Dortmund hatte häufig den Ball, aber die Schalker machten dem Offensiv-Express die Passräume dicht und attackierten den jeweils Ballführenden so erfolgreich, dass der BVB zunächst nicht in die gefährliche Zone gelangte. Das änderte sich eigentlich erst nach der Pause. Zuvor hatte Schalke die Dortmunder Führung nach Shinji Kagawas Kopfball im Anschluss an einen Konter durch Klaas-Jan Huntelaar ausgeglichen. Die Vorarbeit leistete Nationalverteidiger Mats Hummels mit einem ungewöhnlichen Ballverlust. Dann bedankte sich die Schalker Abwehr für diesen Beistand, indem sie Matthias Ginter freie Bahn beim Kopfball zum 2:1 gewährte. „Das war natürlich gut, dass ich keinen Gegenspieler hatte“, sagte Ginter in einer Mischung aus Freude und Staunen. Sein Treffer löste die Blockade im Dortmunder Spiel.
Dazu wiederum trug auch Schalke seinen Teil bei. Es gab den schnellen Dortmunder Offensivkräften für eine lange Phase der Begegnung ordentlich Raum zur Entfaltung. Und die ließen sich nicht lange bitten. Kurz nach dem Wechsel kombinierten sich die BVBSprinter Henrikh Mkhitaryan, Gonzalo Castro und Pierre-Emerick Aubameyang durch die Reste der Gelsenkirchener Deckung. Aubameyang sorgte kühl fürs 3:1. Danach erfreute er die Freunde kindischer Jubelgesten, indem er dem Publikum ein Hemdchen mit dem „BatmanLogo“präsentierte. Es sollte an das Späßchen erinnern, mit dem Bat- man Aubameyang und Marco „Robin“Reus beim zurückliegenden Derby gegen Schalke in entsprechender Maskierung einen Treffer gefeiert hatten. Der Gag wurde mit einer Gelben Karte belohnt.
Die Dortmunder Fans hatten aber auch ohne ungewöhnliche Jubelgesten nun ihren Spaß. Der BVB spielte einige sehr gute Chancen heraus. Und der Dortmunder Sportdirektor Michael Zorc hatte sicher Recht, als er feststellte: „Wir hätten das Spiel frühzeitig entscheiden können.“
Dazu kam es nicht, weil die Borussia ihren Gegner noch mal stark machte. Hummels kam im Zwei- kampf zu spät, und sein Innenverteidiger-Kollege Sokratis senste im Strafraum am Ball vorbei. Huntelaar machte mühelos den Anschlusstreffer. Natürlich gab das Auftrieb. Schalkes Trainer André Breitenreiter feierte das kleine Aufbegehren seiner Elf freilich ein wenig zu begeistert. „Wir haben in einem hochklassigen Spiel Moral gezeigt“, sagte er, „die Mannschaft hat einen großartigen Kampf geliefert und war nah am 3:3.“Auch sein Torschütze Huntelaar fand, „dass es schade ist, wenn man nach so einem guten Spiel nichts mitnimmt“. So gut, dass Schalke etwas mitnehmen musste, war es aber nicht.