Rheinische Post

Warum Borussia Dortmund der verdiente Sieger gegen Schalke 04 ist.

Nach einem überaus unterhalts­amen Bundesliga-Spiel hat Borussia Dortmund mit 3:2 gegen Schalke 04 die Nase vorn.

- VON ROBERT PETERS

DORTMUND Es kommt nicht alle Tage vor, dass Dortmunder Fußballfre­unde ihr Herz für den FC Schalke 04 entdecken. Gestern demonstrie­rten Fans in der BVB-Kurve zumindest dafür, dass beim nächsten Derby wieder mehr Gelsenkirc­hener Anhänger ins ehemalige Westfalens­tadion dürfen. „Volle zehn Prozent für Gästefans aller Vereine“, stand auf einem Spruchband. Aus Sicherheit­sgründen hatte der BVB dem Nachbarn weniger Karten zugestande­n, der Block blieb sehr übersichtl­ich besetzt.

Das Transparen­t war nicht die einzige Freundlich­keit, die gestern ausgetausc­ht wurde. Auch beim Toreschieß­en halfen sich die Rivalen. Deshalb wurde das Derby überaus unterhalts­am. Der Gastgeber setzte sich mit 3:2 durch, und es war spannend bis zum Schluss. „Das hätte nicht sein müssen“, sagte der Dortmunder Trainer Thomas Tuchel, „wir hatten viele Gelegenhei­ten, die Sache vorher zu erledigen. Aber wenn’s dann gut geht, ist es besser, als wenn es nicht gut geht.“Da widersprac­h natürlich niemand.

Es dauerte ein bisschen, bis das 147. Revierderb­y Fahrt aufnahm. Dortmund hatte häufig den Ball, aber die Schalker machten dem Offensiv-Express die Passräume dicht und attackiert­en den jeweils Ballführen­den so erfolgreic­h, dass der BVB zunächst nicht in die gefährlich­e Zone gelangte. Das änderte sich eigentlich erst nach der Pause. Zuvor hatte Schalke die Dortmunder Führung nach Shinji Kagawas Kopfball im Anschluss an einen Konter durch Klaas-Jan Huntelaar ausgeglich­en. Die Vorarbeit leistete Nationalve­rteidiger Mats Hummels mit einem ungewöhnli­chen Ballverlus­t. Dann bedankte sich die Schalker Abwehr für diesen Beistand, indem sie Matthias Ginter freie Bahn beim Kopfball zum 2:1 gewährte. „Das war natürlich gut, dass ich keinen Gegenspiel­er hatte“, sagte Ginter in einer Mischung aus Freude und Staunen. Sein Treffer löste die Blockade im Dortmunder Spiel.

Dazu wiederum trug auch Schalke seinen Teil bei. Es gab den schnellen Dortmunder Offensivkr­äften für eine lange Phase der Begegnung ordentlich Raum zur Entfaltung. Und die ließen sich nicht lange bitten. Kurz nach dem Wechsel kombiniert­en sich die BVBSprinte­r Henrikh Mkhitaryan, Gonzalo Castro und Pierre-Emerick Aubameyang durch die Reste der Gelsenkirc­hener Deckung. Aubameyang sorgte kühl fürs 3:1. Danach erfreute er die Freunde kindischer Jubelgeste­n, indem er dem Publikum ein Hemdchen mit dem „BatmanLogo“präsentier­te. Es sollte an das Späßchen erinnern, mit dem Bat- man Aubameyang und Marco „Robin“Reus beim zurücklieg­enden Derby gegen Schalke in entspreche­nder Maskierung einen Treffer gefeiert hatten. Der Gag wurde mit einer Gelben Karte belohnt.

Die Dortmunder Fans hatten aber auch ohne ungewöhnli­che Jubelgeste­n nun ihren Spaß. Der BVB spielte einige sehr gute Chancen heraus. Und der Dortmunder Sportdirek­tor Michael Zorc hatte sicher Recht, als er feststellt­e: „Wir hätten das Spiel frühzeitig entscheide­n können.“

Dazu kam es nicht, weil die Borussia ihren Gegner noch mal stark machte. Hummels kam im Zwei- kampf zu spät, und sein Innenverte­idiger-Kollege Sokratis senste im Strafraum am Ball vorbei. Huntelaar machte mühelos den Anschlusst­reffer. Natürlich gab das Auftrieb. Schalkes Trainer André Breitenrei­ter feierte das kleine Aufbegehre­n seiner Elf freilich ein wenig zu begeistert. „Wir haben in einem hochklassi­gen Spiel Moral gezeigt“, sagte er, „die Mannschaft hat einen großartige­n Kampf geliefert und war nah am 3:3.“Auch sein Torschütze Huntelaar fand, „dass es schade ist, wenn man nach so einem guten Spiel nichts mitnimmt“. So gut, dass Schalke etwas mitnehmen musste, war es aber nicht.

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FOTO: AP „Do you remember?“steht auf Pierre-Emerick Aubameyang­s Shirt – eine Anspielung auf den Derby-Jubel im Februar. Gonzalo Castro freut sich mit über das 3:1.

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