Missbrauchsvorwurf schockt Kirche
Ehemaliger Bischof soll Messdiener jahrelang zum Sex gezwungen haben.
HILDESHEIM/KLEVE Dem früheren Hildesheimer Bischof Heinrich Maria Janssen (1907 bis 1988) wird vorgeworfen, zwischen 1958 und 1963 einen Messdiener sexuell missbraucht zu haben. Janssen, der in Rindern bei Kleve geboren wurde, war zwischen 1957 und 1982 Diözesanbischof von Hildesheim.
Laut dem Magazin „Der Spiegel“soll der Geistliche den damals zehnjährigen Jungen zu sexuellen Handlungen gezwungen haben.
Ein heute fast 70-jähriger Mann hatte im April die Missbrauchsvorwürfe dem Bistum Hildesheim gemeldet und einen Antrag auf „Anerkennung des Leids“gestellt. Die Diözese halte die Schilderung des Be-
troffenen für plausibel, so der am- tierende Bischof von Hildesheim, Norbert Trelle.
Der Vorgang wurde an die Deutsche Bischofskonferenz weitergeleitet, die eine Anerkennungszahlung von 10.000 Euro an den Mann empfohlen hat. Dieser Betrag wurde auch gezahlt. Nach Angaben von Trelle hatte das Opfer den Wunsch geäußert, den Vorgang vertraulich zu behandeln. Dem sei das Bistum aus Gründen des Opferschutzes auch gefolgt.
Aufgrund einer konkreten PresseAnfrage zu den erhobenen Vorwürfen sah sich das Bistum verpflichtet, die Öffentlichkeit über die Missbrauchs-Anzeige zu informieren. Wie das Bistum erklärte, habe der Mann weitere Geldforderungen ge- stellt, denen jedoch nicht entsprochen wurde.
Der Betroffene soll die ihm gewährte Summe als billige Ablasszahlung kritisiert haben. Zudem verlangte er, die sterblichen Überreste Janssens aus der Bischofsgruft im Hildesheimer Dom zu entfernen. Bischof Trelle sicherte weitere Untersuchungen zu. Die Kirche wolle dem Verdacht, etwas verbergen zu wollen, „klar entgegentreten“.
Heinrich Maria Janssen legte sein Abitur auf dem Collegium Augustinianum Gaesdonck bei Goch ab. 1949 wurde er zum Pastor von Kevelaer berufen, wo er 1956 auch der Rektor des Marienwallfahrtsortes wurde. Ein Jahr später ernannte ihn Papst Pius XII. zum Bischof von Hildesheim.