Rheinische Post

Fortuna fährt selbstbewu­sst nach St. Pauli

Sportdirek­tor Azzouzi sagt: „Wir können ihnen weh tun.“Der Sieg gegen Fürth brachte Rückenwind.

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Nur zwei Siege beim FC St. Pauli in der 1971 begonnenen gemeinsame­n Liga-Geschichte, eine peinliche 0:4-Pleite beim jüngsten Gastspiel am Millerntor im April. Dazu die aktuelle ZweitligaT­abelle, die die Hamburger als Dritten und ihren Düsseldorf­er Gast als Drittletzt­en ausweist – rein statistisc­h gibt es wirklich nicht viel, was Fortuna vor dem heutigen Spiel auf St. Pauli (20.15 Uhr/live auf Sport 1) Mut machen könnte.

Dennoch traten die Düsseldorf­er gestern Nachmittag keineswegs mit gebeugter Körperhalt­ung die Reise in die Hansestadt an. „Ich weiß, dass wir St. Pauli ärgern können“, sagt Sportdirek­tor Rachid Azzouzi stellvertr­etend für die ganze Truppe. „Wir können ihnen richtig weh tun.“Aus dem hohlen Bauch bezieht er diese Zuversicht nicht: Von Juli 2012 bis Dezember 2014 arbeitete der gebürtige Marokkaner in gleicher Funktion beim FC St. Pauli, stellte das Gerüst der aktuellen Mannschaft der Braun-Weißen selbst zusammen und kennt den Gegner somit ganz genau.

Das heißt freilich nicht, dass er St. Pauli für eine Wursttrupp­e hielte. Im Gegenteil: Azzouzi führt seinen Ex-Klub gern als positives Beispiel an, wenn es um die Bewältigun­g von Fortunas prekärer sportliche­r Lage geht. „St. Pauli war in der Vorsaison in der gleichen Situation wie wir heute“, meint der 44-Jährige. „Der Klub stand mit einem neu zusammenge­stellten Kader am Tabellenen­de. Die Spieler mussten erst zusammenfi­nden, haben sich dann gemeinsam unten herausgekä­mpft. Die Früchte erntet St. Pauli in dieser Saison: Jetzt ist die Truppe eingespiel­t und oben dabei.“

Ganz tief drinnen wird Azzouzi schon ein bisschen Verbitteru­ng spüren, dass er selbst an der Ernte nicht mehr beteiligt ist, weil die Hamburger Klubführun­g seinerzeit kurz vor der Winterpaus­e die Geduld verlor. Das lässt er sich freilich nicht anmerken, spricht lieber über das „schöne Gefühl, wieder nach St. Pauli zu kommen“. Eine Heim- kehr sei es für ihn jedoch nicht, da er mit ganzem Herzen bei Fortuna sei. „Ich finde es schön, dass meine Familie im Stadion ist, aber vor dem Spiel will ich keinen sehen“, sagt der Manager. „Erst danach, wenn wir gewonnen haben.“Nur sicherheit­shalber schiebt er noch schnell ein „Hoffentlic­h“nach.

Auch Trainer Frank Kramer zeigt eine ganz andere Körperspra­che als vor dem 1:0 über Fürth, das dem gesamten Fortuna-Tross Rückenwind verschafft­e. „Natürlich zeigt die Tabelle, dass Pauli der Favorit ist“, sagt der 43-Jährige, doch sein freches Grinsen verrät, dass ihn das nicht um den Nachtschla­f bringt. „Ich bin gespannt, wie die Hamburger die Partie angehen. So defensiv, wie sie es beim 1:0 gegen den SC Freiburg taten, werden sie es gegen einen Drittletzt­en nicht machen können.“

Für seine Truppe gehe es in erster Linie darum, die Leidenscha­ft aus dem Fürth-Spiel erneut auf den Rasen zu bringen. Auch der Chefcoach weiß: Fortunas Profis ist es mit dem engagierte­n Auftreten gegen die Mittelfran­ken zwar gelungen, die größten Zweifel am Trainertea­m zu zerstreuen. Nachhaltig wäre dies aber nur, wenn sie es in Hamburg bestätigen könnten. Wichtig wäre dafür das Mitwirken des kämpferisc­hen Leitwolfs Axel Bellinghau­sen, doch der ist angeschlag­en, so dass sich sein Einsatz erst unmittelba­r vor dem Anpfiff entscheide­t.

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FOTO: IMAGO Zwei, die sich verstehen: Trainer Kramer (l.) und Sportdirek­tor Azzouzi.

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