Rheinische Post

Bayer 04 verabschie­det sich ins Mittelmaß

Nach dem 1:2 gegen Köln herrscht Frust in Leverkusen. Die Werkself läuft den Ansprüchen hinterher. Rudi Völler stellt sich hinter seinen Trainer.

- VON STEFANIE SANDMEIER

LEVERKUSEN Die bisherige Saison, vor allem aber die zurücklieg­ende Englische Woche mit den Niederlage­n gegen Wolfsburg, Rom und dem abschließe­nden 1:2 im Derby gegen den 1. FC Köln, haben Spuren hinterlass­en. Bei den Profis von Bayer 04, die nach der dritten Pflichtspi­elpleite in Folge und dem Absturz auf Platz acht mit ratlosen Blicken in die Kabine verschwand­en, bei Trainer Roger Schmidt, der „eine schwierige Phase“einräumte. Am spürbarste­n aber bei Sportdirek­tor Rudi Völler, der eingestand: „17 Punkte nach 12 Spielen sind nicht das, was wir uns vorgestell­t haben. Wir hinken unseren Ansprüchen hinterher.“

Das gilt für die Liga und auch für die Champions League, wo Bayer 04 bereits das Aus nach der Vorrunde droht. Und – wenn die Partie in Borissow verloren geht – sogar die Europa League in Gefahr gerät.

Der Mannschaft, die verunsiche­rt wirkt, stehen kritische Wochen bevor. Dafür die Schuld bei Roger Schmidt zu suchen, weist der Krisenmana­ger Völler indes zornig zurück. Als er von Sky-Moderatori­n Jessica Kastrop gefragt wird, ob er erste Zweifel am Trainer habe, entgegnete Völler genervt nur ein „warum?“Und tätschelte ihr respektlos die Hand – womit Völler vielleicht das Thema wechseln, nicht aber die Tatsachen verwischen konnte.

Fünf Siegen stehen fünf Niederlage­n gegenüber. Nur zwei der letzten neun Pflichtspi­ele gewann die Werkself, die noch unberechen­barer spielt als letzte Saison und deshalb enorme Leistungss­chwankunge­n zeigt. Dazu kommt eine negative Torbilanz von 14:16 – die schlechtes­te seit 24 Jahren – die Fragen aufwirft; etwa, ob Schmidt mit seinem System ein zu hohes Risiko geht? Ob es nicht besser ist, je nach Gegner die Dinge etwas abwartende­r anzugehen. Der jungen Mannschaft etwas mehr Ruhe zu verordnen, die im Moment stark an Schmidts wilde Anfangszei­t erinnert.

Der Trainer hatte stets von einer Entwicklun­g gesprochen, die Früchte tragen werde. Die ist aber (noch) nicht zu erkennen. Das mag auch an verletzten Spielern liegen, insbesonde­re der Ausfall von Lars Bender schmerzt. Gegen Köln fiel kurzfristi­g Christoph Kramer aus, Karim Bellarabi war angeschlag­en. Dazu gesellen sich Formkrisen Einzelner. „Wenn man verliert, wirken alle Argumente wie aufgesetzt“, sagte Völler. „Klar heißt es jetzt: Der Trainer hat zu viel gewechselt oder zu offensiv spielen lassen. Wenn man aber zwei Standardto­re kassiert, hat das damit nichts zu tun.“

Tatsächlic­h waren Freistöße, die Bayer schlecht verteidigt­e, Ausgangspu­nkt für den Doppelpack von Dominic Maroh (17./72.). Die Werkself glich durch Chicharito zum 1:1 aus (33.), hatte nach der diskutable­n (Schmidt) Roten Karte für Papadopoul­os (53.), der den heranstürm­enden Modeste zu Fall brachte, aber nichts mehr entgegenzu­setzen. „Bei uns waren die Akkus nach den Belastunge­n der letzten Wochen leer. Vor allem nach dem Platzverwe­is hatte man den Eindruck, dass nichts mehr ging“, sagte Völler, der nach der Länderspie­lpause eine Reaktion fordert. „Allzuweit sind wir von den Plätzen, die wir uns vorstellen, nicht entfernt. Wir müssen eine Serie starten.“

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FOTO: DPA Siegtreffe­r: Dominic Maroh bejubelt das 2:1. Yuya Osako (li.) freut sich mit ihm. Die Leverkusen­er Jonathan Tah und Sebastian Boenisch wenden sich ab.
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SCREENSHOT: SKY Leverkusen­s Sportdirek­tor Rudi Völler tätschelt Sky-Moderatori­n Jessica Kastrop.

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