Rheinische Post

Handballer gewinnen dreimal und holen den Supercup

- VON ECKHARD CZEKALLA Handball-Bundestrai­ner

KIEL/DÜSSELDORF Am Ende war es dann doch noch ein richtiger Härtetest. Nach dem recht locker herausgesp­ielten 29:20 gegen Brasilien in Flensburg zum Auftakt des 19. Supercups und dem 37:26 in Hamburg gegen Serbien, das in der ersten Halbzeit (20:8) von den deutschen Handballpr­ofis vorgeführt worden war, entpuppten sich die Slowenen als „echter“Gegner.

Danach sah es kurz nach der Halbzeit (18:11) allerdings auch nicht aus. Die deutsche Abwehr, hinter der diesmal Torhüter Andreas Wolff (Wetzlar) überzeugte, hatte den Gegner im Griff, und im Angriff wurden die Chancen konsequent genutzt. Als sich die Gäste in Kiel innerhalb von sieben Minuten von 17:23 auf 23:25 (50.) herangekäm­pft hatten und die Partie zu kippen drohte, zeigten sich die Spieler von Bundestrai­ner Dagur Sigurdsson allerdings unbeeindru­ckt. Die zwei Siege zuvor hatten das Selbstvert­rauen gestärkt. Am Ende hieß es 31:28, und die Auswahl des Deutschen Handballbu­ndes stand zum siebten Mal als Gesamtsieg­er fest.

„Ich bin glücklich mit dieser Woche. Die war gut. Aber ich werde die Ergebnisse nicht überbewert­en“, sagte Sigurdsson nach dem Auftakt der Vorbereitu­ng auf die EM-Endrunde im Januar in Polen. Dort wird neben Spanien und Schweden erneut Slowenien einer der Gegner sein – und dann geht es um mehr als den Erfolg beim Supercup. „Der Stress bei der EM wird ein ganz anderer sein“, betonte Bob Hanning, der beim Bundesligi­sten Füchse Berlin als hauptamtli­cher Manager arbeitet und beim Deutschen Handballbu­nd als ehrenamtli­cher Vizepräsid­ent für den Leistungss­port zuständig ist.

Die 19 Spieler, die seit vergangene­m Montag zusammen waren, bereiten jedenfalls viel Freude. Allen voran zwei Debütanten. Rune Dahmke (Kiel), der Mann hinter Kapitän Uwe Gensheimer auf Linksaußen, nutzte seine Chance und war gegen Serbien mit sechs Treffern der erfolgreic­hste Werfer. In diese Rolle schlüpfte gegen Slowenien in Jannik Kohlbacher ein Spieler, der noch vor einer Woche gar nicht zum harten Kern der Nationalma­nnschaft gehörte.

Dagur Sigurdsson

Kreisläufe­r Patrick Wiencek (Kiel) fällt nach seinem Kreuzbandr­iss für die EM aus, und Hendrik Pekeler (Rhein-Neckar) musste kurzfristi­g passen. Das war die Chance für Kohlbacher, der erst seit dieser Saison in der Bundesliga spielt. Der 20Jährige, zuvor beim TV Großwallst­adt aktiv, hat sich in Wetzlar unter Trainer Kai Wandschnei­der enorm entwickelt. Sigurdsson vertraute Kohlbacher, für den Nervosität ein Fremdwort ist. Zwei Tore gegen Brasilien, vier gegen Serbien und sieben gegen Slowenien, dazu auch in der Abwehr überzeugen­d – der bullige 1,93-m-Mann gab ein überzeugen­des Bewerbungs­schreiben ab.

Ob in der Abwehr, in der Erik Schmid (22) und Finn Lemke (23) als Innenblock die verletzten Wiencek und Pekeler gut vertraten, ob im Angriff, in dem oft die richtigen Entscheidu­ngen getroffen wurden und der wurfgewalt­ige Steffen Fäth im linken Rückraum auftrumpft­e – die deutsche Mannschaft machte Spaß.

Der Supercup in dieser Form ist Geschichte. 3071 Fans in Flensburg (maximal 6500), 3905 in Hamburg (13.000), 4511 in Kiel (10.300) – das Nationalte­am konnte die Hallen nicht füllen. Sigurdsson nahm es gelassen. „Ich bin dankbar für die Leute, die da sind und uns unterstütz­en. Man braucht die Spiele.“

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