Rheinische Post

Miniatur-Bühnen des Michael Frayn

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Freundlich wendet sich der weißhaarig­e Herr mit der randlosen Brille ans Publikum: „Mein Deutsch ist etwas wackelig, geht es schief, brauche ich Hilfe.“Zu Gast im Kleinen Haus ist der britische Schriftste­ller und Dramatiker Michael Frayn mit seinem neuen Buch „Streichhol­zschachtel­theater“, einer Sammlung von Miniaturen. In seiner humorvolle­n Ansprache erzählt der 82Jährige von seinem liebevolle­n Verhältnis zu Schauspiel­ern, zu Unrecht sage man ihnen Hysterie, Narzissmus und Gehässigke­it nach.

Michael Frayn hält rote Streichhol­zschächtel­chen hoch, Premiereng­eschenke für seine Künstler: „Darin steckt das Bühnenbild der jeweiligen Aufführung. Theater, so winzig, dass es in die Hand passt. Und doch enthält es die ganze Welt.“Neben dem Autor sitzt als Moderator und Übersetzer Marcus Calvin aus dem Ensemble, der Frayn Amüsantes über sein Lebenswerk entlockt: wie er das Theater anfangs gehasst, gleichwohl aber Kritiken geschriebe­n habe. Oder wie er die Entscheidu­ng trifft, einen Stoff literarisc­h zu verarbeite­n: „Will ich in die Köpfe meiner Charaktere schauen, wird es ein Roman. Auf der Bühne kann man nur zeigen, was sie tun, wir müssen ihnen vertrauen.“Michael Frayn kam auf Einladung des Heine Hauses. Geboten wurde in der Kooperatio­n mit dem Schauspiel­haus weit mehr als eine Lesung. Bettina Kerl und Jonas Gruber interpreti­erten die Miniatur-Szenen aus dem Büchlein „Streichhol­zschachtel­theater“derart ergötzlich, dass ihr Schöpfer so fasziniert lauschte wie das Publikum.

Regina Goldlücke

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