Rheinische Post

Vox startet „Club der roten Bänder“

Humorvoll und berührend: Der Kölner Sender hat über schwerkran­ke Jugendlich­e seine erste Drama-Serie produziert.

- VON MARTINA STÖCKER

KÖLN Viele Gangmitgli­eder da draußen, die harten Jungs in Neapel oder New York, werden nicht wissen, was Leo weiß: Eine richtige Gang hat sechs Mitglieder. Das reicht. Sie setzt sich zusammen aus dem Anführer, seinem Vertreter, dem Hübschen, dem Schlauen, einem guten Geist und natürlich einem Mädchen. Die anderen fünf zusammenzu­bekommen, ist für Leo gar nicht so einfach. Denn der Jugendlich­e lebt seit Monaten im Krankenhau­s: Er hat Krebs, ein Unterschen­kel wurde amputiert, und womöglich hat er auch Schatten auf der Lunge.

Wie seine Zukunft aussieht, weiß Leo nicht. Also macht er das Beste aus der Gegenwart, mit seinen Freunden aus dem „Club der roten Bänder“. Vor jeder Operation bekommt Leo ein Band ans Handgelenk, er nimmt sie nicht ab, sondern trägt sie mit Stolz und als Erinnerung daran, was er schon alles durchgesta­nden hat. Die Mitglieder seiner Gang haben Krebs wie er, sind magersücht­ig, herzkrank, einfach ein wenig anders oder liegen im Koma – im „Club der roten Bänder“gibt es auch stille Teilhaber.

Heute startet Vox mit einer Doppelfolg­e seine erste eigenprodu­zierte, zehnteilig­e Fiction-Serie. Krebs und Kinder scheinen auf den ersten Blick nicht die gelungene Kombinatio­n für gute TV-Unterhaltu­ng. „Es ist keine Serie, die einen runterzieh­t“, versichert deshalb Vox-Ge-

Alex – der Hübsche schäftsfüh­rer Bernd Reichart. Das stimmt. Es gibt witzige Dialoge und unterschie­dliche, spannende Charaktere (wie Sahin Eryilmaz als Pfleger Dietz – ein Favorit für die Lieblingsf­igur). Weder die Krankheit noch die Medizin stehen im Mittelpunk­t, die Serie schildert nur aus Sicht der Patienten deren Lebenshung­er und Sinn für Freundscha­ft. Jonas – zweiter Anführer Hugo – der gute

Geist

Der Geschichte liegt ein Bestseller des spanischen Autors Albert Espinosa („Glücksgehe­imnisse aus der gelben Welt“) zugrunde, der selbst vom 14. bis zum 24. Lebensjahr ständig wegen einer Krebserkra­nkung im Krankenhau­s war. „Durch die Serie sollen die Leute verstehen, dass wir Kinder mit Krebs waren, aber nicht aufgehört haben zu le-

Toni – der Schlaue

Emma – das Mädchen ben, uns zu verlieben, glücklich zu sein“, sagt er. Mittlerwei­le haben 18 Länder den Stoff zu einer TV-Serie verarbeite­t. Vox setzt bei der Premiere also auf ein Erfolgsfor­mat.

Es gibt in dieser Serie, für die in einem Bürohaus in Monheim eine komplette Krankenhau­setage nachgebaut wurde, auch viele berührende Szenen – schließlic­h haben die

Leo – der Anführer meisten Clubmitgli­eder keinen Schnupfen, sondern lebensbedr­ohliche Erkrankung­en. Eine Box mit Taschentüc­hern in Reichweite wäre deshalb nicht verkehrt. Sie bleibt sicher nicht unberührt.

 ??  ?? (Timur Bartels) Mit dem Begriff „Kotzbrocke­n“ist der Schnösel gut getroffen. Bis sein Herz schlappmac­ht und er seine gute Seiten zeigt. (Damian Hardung) Jonas teilt mit Leo das Zimmer und das gleiche Schicksal – Krebs. Beiden muss der Unterschen­kel...
(Timur Bartels) Mit dem Begriff „Kotzbrocke­n“ist der Schnösel gut getroffen. Bis sein Herz schlappmac­ht und er seine gute Seiten zeigt. (Damian Hardung) Jonas teilt mit Leo das Zimmer und das gleiche Schicksal – Krebs. Beiden muss der Unterschen­kel...

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