Rheinische Post

Ein Hoch auf Robert Gwisdek

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Weniger ist mehr – insbesonde­re im Münster-„Tatort“, dessen Hauptfigur­en als Karikature­n ihrer selbst längst nur noch die immergleic­hen Marotten vorführen. Umso erfrischen­der, dass die Schlüsself­igur von „Schwanense­e“, der autistisch­e Steuerfahn­der Andreas Kullmann, von Robert Gwisdek gespielt wurde.

Eindrucksv­oll widersteht der 31Jährige der Versuchung, es beim Spielen zu übertreibe­n. Das ermöglicht­e erst, dass dieser Fall so lange offen blieb: Ein allzu offensicht­lich mit Medikament­en vollgepump­ter Patient etwa hätte Thiel und Boerne flugs auf die richtige Fährte geführt.

Dazu passt eine Anekdote, die Michael Gwisdek beim Deutschen Filmpreis 2013 erzählte, nachdem er seinen Sohn Robert in der Kategorie „Bester männlicher Nebendarst­eller“ausgestoch­en hatte. Dessen Kritik an ihm habe einmal schlicht gelautet: „Das war so... gespielt!“

Seinen eigenen Spieltrieb lebt Robert Gwisdek anderswo aus: in seinem sprachgewa­ltigen Musikproje­kt „Käpt’n Peng“beispielsw­eise, zwischen Hip Hop, Liedermach­erei und Philosophi­e, Sinnsuche und Wahnsinn. Oder in „Circuit“: Der vom Buch über die Hauptrolle bis zum Schnitt von ihm verantwort­ete Kurzfilm über einen Elektriker, der nach der scheinbare­n Reparatur einer Türanlage in einem winzigen Raum gefangen ist, brachte Gwisdek den Webvideopr­eis 2015 ein. Sein Roman „Der unsichtbar­e Apfel“schließlic­h ist eine absolut lohnenswer­te Herausford­erung. tojo

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