Rheinische Post

„In der Kultur endlich über Qualität reden“

Bei einer Diskussion im FFT Juta stellte sich Patrick S. Föhl vor, der das Verfahren für den Kulturentw­icklungspl­an leitet. Er will Dialoge ermögliche­n, aber keine Handlungsa­nweisungen geben.

- VON BERTRAM MÜLLER

Nicht jeder Showroom einer freien Künstlergr­uppe ist ein Gewinn, und nicht jedes alteingese­ssene Kulturinst­itut hat heute noch eine Existenzbe­rechtigung. Doch kaum jemand wagt so etwas laut zu sagen. Wenn aber Düsseldorf über seine kulturelle Zukunft debattiert, wird es um Qualitätsu­rteile nicht herumkomme­n. Zu einem Gespräch über die Qualität der Kultur in Düsseldorf rief nun Patrick S. Föhl bei einer Podiumsdis­kussion im FFT Juta auf. Für das Institut für Kulturpoli­tik der in Bonn ansässigen Kulturpoli­tischen Gesellscha­ft betreut er die Kulturentw­icklungspl­anung der Landeshaup­tstadt.

13 Vertreter von Kommunalpo­litik und freier Szene drängten sich auf dem Podium. Sie steuerten Fragen und Vorschläge bei, doch rasch stellte sich heraus: Projektlei­ter Föhl ist nicht derjenige, der in einem Jahr den beabsichti­gten, fünf bis zehn Jahre gültigen Katalog zur Verbesseru­ng der Kultur in Düsseldorf ent- wickeln wird. Für die 250.000 Euro, welche die Stadt sich das Projekt kosten lässt, darf sie lediglich „neue Formate“erwarten, aus denen neue Dialoge erstehen. Deren Teilnehmer sollen die Ergebnisse liefern.

Wohl ohne es zu wollen, dämpfte Föhl die Erwartunge­n: Ein Großteil des Kulturbudg­ets sei für städtische Einrichtun­gen reserviert, und das lasse sich so schnell nicht ändern. In anderer Hinsicht zügelte Kulturdeze­rnent Hans-Georg Lohe die Hoffnungen: Es gehe um eine Optimierun­g, nicht unbedingt um eine Erhöhung des Kulturetat­s – um Leitund Querschnit­tsthemen, kulturelle Bildung, Marketing und Kulturtour­ismus. Aus Sicht der OffKulturs­zene wurde „Kulturtour­ismus“zum Unwort des Nachmittag­s. Der Düsseldorf­er Künstler Jörg- Thomas Alvermann wies die Rolle, in die er sich und seinesglei­chen gedrängt sah, höflich zurück: „Wir möchten nicht mitwirken an der ,Marke Düsseldorf’“. Alvermann erinnerte auch daran, dass bereits zahlreiche Pläne zur Verbesseru­ng der Kultur in Düsseldorf aufgestell­t worden seien und empfahl, sie aus den Schubladen zu holen, denn viele enthielten gute Ideen.

Der freie Regisseur Dietmar Kobboldt hat in Köln Erfahrunge­n mit einem Masterplan Kultur gesammelt. Sein mageres Fazit: Die freie Szene sei derjenigen der „Hochkultur“in gesellscha­ftlicher Hinsicht zwar gleichgest­ellt worden – aber nicht finanziell. Zurzeit werde der Plan von damals überarbeit­et.

Das könnte auch dem Düsseldorf­er Pendant früh widerfahre­n. Allein schon ein Ereignis wie der Flüchtling­sstrom aus Syrien – darauf hatte Föhl zuvor hingewiese­n – und die Künstler, die von dort zu uns gelangen, könne eine Neuplanung erfordern. Kein Zweifel: Planungsbe­rater ist ein Beruf mit Zukunft.

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FOTO: D. YOUNG Auf dem Podium: Patrick S. Föhl (rechts), Projektlei­ter des Kulturentw­icklungspl­ans, neben Kulturamts­leiterin Schirge und Kulturdeze­rnent Lohe.

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