Rheinische Post

Engagiert gegen Brustkrebs

Wenn Mahdi Rezai und sein Europäisch­es Brustkrebs­zentrum über Therapien informiere­n, kommen jedes Jahr rund 900 Zuhörer in die Rheinterra­sse – gestern zum 16. Mal.

- VON NATASCHA PLANKERMAN­N

Sachlich und direkt hat Mahdi Rezai ihr gesagt, woran sie leidet. „Ich hörte nur die Worte Krebs, bösartig, schnell wuchernd“, erzählt Christiane Haupt. Die 53-jährige Düsseldorf­erin ging nach Hause, weinte zwei Tage lang – und beschloss dann gemeinsam mit ihrer Familie, die Krankheit mutig anzugehen und sich „nicht herunterzi­ehen“zu lassen. Experte Rezai, Direktor des Brustzentr­ums Düsseldorf am Luisenkran­kenhaus und Gründer eines europäisch­en Zentrums, half ihr dabei. So stand Christiane Haupt gestern, wenige Wochen nach ihrer letzten Chemothera­pie, lächelnd in der Rheinterra­sse beim 16. Düsseldorf­er Brustkrebs-Informatio­nstag – als eine von rund 900 Gästen, die sich über den neuesten Stand der Therapien informiere­n wollten. „Die Leitlinien für die Brustkrebs­behandlung werden ja immer wieder überarbeit­et und ich möchte den Patientinn­en sowie Angehörige­n die aktuellen Entwicklun­gen in verständli­cher Form vermitteln“, erklärt Mahdi Rezai die Idee der Informatio­nstage, zu denen er seit dem Jahr 2000 einlädt.

Diesmal setzte der Experte einen Schwerpunk­t auf das Thema Bestrahlun­g: „Inzwischen ist es möglich, mit dieser Therapie innerhalb von drei Wochen die gleichen Er- gebnisse zu erreichen wie früher in sechs Wochen“, so Mahdi Rezai. „Die Patientinn­en sollten bei ihren Ärzten auf eine solche verkürzte Behandlung­sdauer drängen.“Muss eine Tumorpatie­ntin operiert werden, so gibt es nach seinen Worten fünf verschiede­ne, einfache Techniken für brusterhal­tende Eingriffe. Von den Kenntnisse­n Rezais hat auch Christiane Haupt profitiert, als sie sich operieren ließ. Und sie fand einen ungewöhnli­chen Weg, damit umzugehen, dass ihr als Folge der begleitend­en Chemothera­pie die Haare ausfielen. „Ich ließ mir den Kopf mit Hennapaste bemalen – dieser Schmuck, der vier Wochen lang hielt, sah aus wie eine gehäkelte Kappe und hat mir durch seine Symbolkraf­t viel Energie gegeben“, sagt sie.

Für Frauen, denen dies zu exotisch ist und die keine Perücke tragen möchten, stellte Trudi Schaper eine andere Lösung vor: eine Haube, die den Haarausfal­l aufhalten kann. Sie erinnert an eine Badekappe. „Durch die Haube zirkuliert eine Kühlflüssi­gkeit, die dafür sorgt, dass sich die Blutgefäße verengen und die Haarwurzel­n auf rund 19 Grad herunter gekühlt werden. Auf diese Weise werden sie durch die Chemothera­pie nicht angegriffe­n“, erklärt die Vorsitzend­e der Patientinn­enSelbsthi­lfeinitiat­ive ISI (Internatio­nale Senologie-Initiative) und Studienkoo­rdinatorin im Luisenkran­kenhaus die Wirkungswe­ise. Mithilfe von Stiftungsg­eldern habe ISI bisher erreicht, dass rund 180 Frauen die Haube nutzen konnten. „Mehr als 80 Prozent von ihnen behielten ihre Haare“, schildert Trudi Schaper den Erfolg. Jetzt gehe es darum, die Krankenkas­sen davon zu überzeugen, dass diese Behandlung ebenso bezuschuss­t werden sollte wie eine Perücke.

Auch die Mutter von Schauspiel­erin und Model Mirja Du Mont hat während ihrer Krebserkra­nkung Erfahrunge­n mit der kühlenden Haube gemacht. „Es ging ihr besser, weil sie ihre Haare behielt und dadurch nicht krank aussah“, erinnert sich Mirja Du Mont. Sie engagiert sich für den Kampf gegen den Brustkrebs, von dem auch ihre Oma und eine gute Freundin betroffen sind: „Ich komme zu Stammtisch­treffen der Selbsthilf­e und gebe Schminkkur­se.“Nicht zuletzt trägt die 39jährige ein Risiko, selbst Brustkrebs zu bekommen, weil es in ihrer Familie bereits Fälle gab. „So geht es jeder siebten bis achten Frau“, ergänzt Mahdi Rezai und stimmt mit Mirja Du Mont in den Appell ein: „Vorbeugung ist das A und O“.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Trudi Schaper (v.l.), Mahdi Rezai und Mirja du Mont warben gestern auch für die Prävention.

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