Russische Gastschüler zu Besuch im Rathaus
(jaf) Politisch ist das Verhältnis angespannt zwischen Russland und Deutschland. Menschlich weniger. So organisieren das GeschwisterScholl-Gymnasium und das GeorgBüchner-Gymnasium regelmäßig Austauschprogramme zwischen Moskau und Düsseldorf. Vorurteile abbauen und Menschen zusammenbringen heißen die Ziele. Im Rathaus wurden die Gastschüler, die für zwei Wochen in Düsseldorf sind, von Oberbürgermeister Thomas Geisel empfangen. „Ich heiße unsere hier anwesenden russischen Gäste willkommen“, sagt Geisel. „Die seit 23 Jahren bestehende Partnerschaft von Düsseldorf und Moskau ist sehr lebendig.“
Trotzdem prallen zwei Kulturen aufeinander. „Wir waren in den Herbstferien in Moskau. Die Stadt ist eine Mischung aus altmodisch und modern, manchmal nahezu futuristisch“, sagt der Neuntklässler Andreas Hirschner. „Die Menschen in Russland sind sehr gastfreundlich. Von den politischen Unruhen, die wir in Deutschland über Russland wahrnehmen, ist dort nichts zu spüren.“Er hoffe, den Gästen ihren Aufenthalt in Düsseldorf spannend gestalten zu können. Finanziell unterstützt wird der Austausch auch vom Verein Düsseldorf-Moskau 1991.
Außer einer Altstadtbesichtigung und dem Besuch eines FortunaSpiels, machen die Schüler auch privat manches zusammen. Den Kontakt wollen sie auch nach dem Austausch halten.
„Wir machen mit den Schülern jedes Jahr Projekte, wenn sie in Deutschland sind“, sagt Lehrer Tomasz Hakuba, der den Austausch betreut. Dieses Jahr hieß das Thema „fremd sein“. Es wurden ein Film und mehrere Plakate erstellt. Das große Ziel sei es, dass sich unterschiedliche Kulturen kennenlernen und die Schüler eine Offenheit entwickeln. Hakuba selbst ist polnischer Abstammung und spricht außer polnisch und deutsch auch russisch. Er zitiert den deutschen Komiker Karl Valentin: „Fremd ist der Fremde nur in der Fremde“, und fügt hinzu: „Ich finde, dem ist nichts hinzuzufügen“. „Ich dachte, Düsseldorf ist wie New York. Ohne Natur, voller Wolkenkratzer und mit viel Lärm, aber da lag ich falsch. Es ist sehr schön hier!“So beschreibt Dikshant Ihapa (16) seine Eindrücke von der Stadt. Er ist einer von zehn nepalesischen Schülern der Bright-Future-School aus Kathmandu, die mit ihren Lehrern 18 Tage in Düsseldorf verbracht haben.
Grund für die Reise nach Deutschland war der Besuch der Dieter-Forte-Gesamtschule. „Seit 2009 besteht die Partnerschaft der beiden Schulen. Ein gegenseitiger Schüleraustausch konnte in den vergangenen Jahren aus finanziellen Gründen leider nicht realisiert werden“, sagt Sebastian Kutzer, Lehrer für Geologie und Sport. „Durch das Entwicklungsprogramm ENSA sowie zahlreiche Spenden und Sponsorengelder war es dieses Jahr aber endlich möglich.“
Um am Austausch teilzunehmen, konnten sich alle Schüler der neun- ten bis zwölften Klassen mit einem Motivationsschreiben bewerben. Ziel des Vorhabens ist es, außer den Englischkenntnissen der Schüler vor allem den kulturellen Austausch zu fördern. Zweieinhalb Wochen hieß es somit: volles Programm. Neben Tanz- und Filmworkshops, stand neben einer obligatorischen Erkundungstour der Stadt der Besuch eines Spiels der Fortuna auf dem Programm. Der schulische Aspekt sollte jedoch auch nicht ganz aus den Augen verloren werden, daher wurde für zwei Tage die Schulbank gedrückt.
Den nepalesischen Jugendlichen sollte so ein Eindruck des Alltags an der Dieter-Forte-Gesamtschule vermittelt werden. Auf eine Lernreise ging es dann auch noch: ins EnergyLab nach Gelsenkirchen und in den Windpark Grevenbroich. Dort wurde den Schülern der Nutzen erneuerbarer Energien nähergebracht.
Der Höhepunkt war für viele Nepalesen allerdings ein Ausflug auf die Nordseeinsel Norderney. Für die meisten von ihnen war es das erste Mal am Meer. „Es war ein unbe- schreibliches Gefühl, so viel Wasser zu sehen. Bei uns zuhause sind wir nur von Bergen umgeben. Obwohl es so kalt war, bin ich sofort ins Meer gelaufen“, sagt Dikshant Ihapa.
Zum Abschluss des Austauschs wurde am Mittwoch in der Schulcafeteria ein deutsch-nepalesisches Fest veranstaltet. Es gab traditionel- le Tänze, Musik, landestypische Gerichte und einen Kurzfilm, den die Jugendlichen gemeinsam aufgenommen haben, um das Erlebte in Erinnerung zu behalten.
Im nächsten Herbst geht es dann für die Dieter-Forte-Gesamtschüler auf große Reise: Ziel ist die BrightFuture-School in Kathmandu.