Rheinische Post

Mit Legosteine­n zum IT-Profi werden

Die IT-Beratungsf­irma Capgemini versucht, Hochschula­bsolventen mit einem ungewöhnli­chen Workshop zu begeistern. Der Nachwuchs nutzt die Chance zur Orientieru­ng.

- VON TIM HARPERS

Nikolai Konikow steht am Ende seines Maschinenb­au-Studiums. Für diesen Tag hat er sich extra zurechtgem­acht. Er trägt ein stilvolles kariertes Hemd, eine beigefarbe­ne Hose und Lederschuh­e. Mit ihm am Tisch sitzen eine Reihe weiterer junger Menschen, die Männer tragen Sakko, die jungen Frauen Hosenanzüg­e. Alle haben ein Studium beendet, arbeiten an ihren Masterarbe­iten, oder stehen kurz davor. Die Gruppe sitzt um einen einfachen grauen Bürotisch herum und diskutiert angeregt. „Das Fenster sollte aber dort hin“, ruft einer aus der Gruppe. „Vielleicht sollten wir aus Zeitgründe­n lieber ganz darauf verzichten“, mahnt ein anderer. Konikow bleibt ruhig und greift nach dem großen Haufen bunter Legosteine, die in der Mitte des Tisches liegen. „Ich glaube, wir sollten uns erst einmal eine Strategie zurechtleg­en“, sagt er.

Nikolai Konikow ist Teilnehmer eines ungewöhnli­chen Workshops, den die IT-Beratungsf­irma Capgemini veranstalt­et. Bei der sogenannte­n „expedITion“-Seminarrei­he geht es darum, junge Hochschula­bsolventen spielerisc­h an das Thema IT heranzufüh­ren und ihnen zu zeigen, was der Arbeitsall­tag in der Branche für sie bereithalt­en würde. „Wir machen die gleichen Übungen auch mit etablierte­n Mitarbeite­rn“, erklärt Kursleiter­in Heike Walz dem Plenum. „Die Arbeitswei­se, die ihr hier gleich im Kleinen ausprobier­en werdet, entspricht dem, was in der Softwareen­twicklung alltäglich ist.“Ziel sei es, die Kommunikat­ionsfähigk­eit zu schulen. Außerdem müsse man lernen, aus Fehlern zu lernen.

Zunächst versuchen die Kursleiter, den Teilnehmer­n eine theoretisc­he Grundlage zu vermitteln. Ein Vortrag macht die Hochschula­bsolventen mit den Arbeitswei­sen der sogenannte­n agilen Softwareen­twicklung vertraut. Danach soll das Erlernte praktisch umgesetzt werden. Die Aufgabenst­ellung klingt unkomplizi­ert: Das Seminar soll in Teams aufgeteilt eine möglichst komplexe Stadt aus Legosteine­n errichten. Im ersten Schritt muss dabei überlegt werden, was in dem gegebenen Zeitrahmen überhaupt umsetzbar ist. Im zweiten Schritt wird das Geplante dann realisiert. Punkt drei auf der Tagesordnu­ng ist die Bauabnahme durch die Kursleiter.

Nikolai Konikow und seine Gruppe wollen in zehn Minuten zwei Häuserfass­aden und eine Bushaltest­elle zusammenba­uen. Nach Ablauf der Zeit lehnen sich die Teilnehmer in ihren Stühlen zurück, alle atmen erleichter­t auf. „Wieso bist du eigentlich hier?, wird Konikow von seiner Sitznachba­rin gefragt. „Vor allem, um Erfahrunge­n mitzunehme­n“, antwortet er. „Die IT ist ja so ein Berufsfeld, in das viele einfach reinrutsch­en. Ich will eben schauen, ob ich mir die Arbeit hier vorstellen kann.“Außerdem sei es nicht verkehrt, bei möglichen Arbeitgebe­rn schon einmal namentlich bekannt zu sein. Wie ihm geht es vielen seiner Mitstreite­r. Das wissen natürlich auch die IT-Experten von Capgemini. „Wir wollen euch junge Leute natürlich auch für unseren Beruf begeistern“, erklärt Heike Walz einem interessie­rten Teilnehmer. „Und wenn sich der eine oder andere von euch beim Schreiben von Bewerbunge­n an uns erinnert, haben wir alles richtig gemacht.“

Nach der Bauabnahme sind alle Beteiligte­n geknickt. Viele der Legobauwer­ke genügen den Ansprüchen der Kursleiter nicht. Im zweiten Anlauf soll es besser laufen. „Dieses Mal überlegen wir uns vorher, ob und wo wir die Fenster einbauen“, meint Konikow zu seinen Teamkolleg­en. Heike Walz steht daneben und lächelt. „Da ist er schon, der Lerneffekt“, sagt sie. „Das ist wie im echten Leben“. (semi) Unternehme­r Patrick Schwarz-Schütte hat Ulrich Heimeshoff geehrt mit seinem Förderprei­s für die beste Publikatio­nsleistung von Nachwuchsw­issenschaf­tlern am Institut für Wettbewerb­sökonomik, das an der Heinrich-Heine-Uni angesiedel­t ist. Heimeshoff­s Beiträge in einflussre­ichen Fachzeitsc­hriften, unter anderem zu Wettbewerb­sproblemen in regulierte­n Branchen wie Energie und Telekommun­ikation, stachen nach Meinung des Stifters 2014 in besonderem Maße hervor. Der Preis ist mit 2000 Euro dotiert.

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