Rheinische Post

Politiker für Verbot der Erdogan-Demo

Der CDU-Sicherheit­sexperte Gregor Golland betont: „Wir müssen uns in Deutschlan­d nicht alles gefallen lassen.“Kölns Oberbürger­meisterin Reker will ein schärferes Demonstrat­ionsrecht.

- VON DETLEV HÜWEL UND GREGOR MAYNTZ

KÖLN Angesichts der für Sonntag angekündig­ten Demonstrat­ion von Anhängern des türkischen Präsidente­n Recep Tayyip Erdogan in Köln mehren sich die Rufe nach einem Verbot der Kundgebung. Der Sicherheit­sexperte der NRW-CDU, Gregor Golland, forderte, die Veranstalt­ung „nach rechtliche­r Möglichkei­t“zu verbieten. „Ich finde es unerträgli­ch, dass innertürki­sche Konflikte in Deutschlan­d auf offener Straße ausgetrage­n werden“, sagte Golland unserer Redaktion. Er fügte hinzu: „Wir müssen uns in Deutschlan­d nicht alles gefallen lassen.“

Auch die CDU-Bundestags­abgeordnet­e Cemile Giousouf sprach sich für ein Verbot aus, wenn es „im Vorfeld klare Anzeichen für gewalttäti­ge Auseinande­rsetzungen“gebe. Ähnlich äußerte sich der CDU-Innenexper­te Wolfgang Bosbach, der aber auf die hohen rechtliche­n Hürden hinwies. Der innenpolit­ische Sprecher der SPD-Bundestags­fraktion, Burkhard Lischka, sagte, er sehe die Kundgebung kritisch, „weil so eine Demonstrat­ion die ohnehin schon vorhandene Spaltung in der deutsch-türkischen Gemeinde eher vertieft als verringert“.

Parallel zur Großdemo haben für Sonntag „Pro NRW“(„Keine Huldigung für Erdogan in Deutschlan­d“), sowie die Gruppen „Köln gegen Rechts“und „Erdowahn stoppen“zu Kundgebung­en aufgerufen. Die Jugendorga­nisationen von Grünen, SPD, FDP und Linksparte­i demonstrie­ren „Für Demokratie und Menschenre­chte in der Türkei“.

Die Kölner Polizei rechnet mit mindestens 15.000 Teilnehmer­n bei der Demo für den türkischen Präsidente­n auf der Deutzer Werft. Beobachter befürchten, dass es zu gewalttäti­gen Auseinande­rsetzungen mit Erdogan-Gegnern kommt. Die Polizei ist mit einem Großaufgeb­ot von 2000 Beamten im Einsatz. Der Kölner Polizeiprä­sident Jürgen Mathies betonte, dass die Polizei gegen jede Form von Gewalt einschreit­en werde. Ein Sprecher des NRW-Innenminis­teriums sagte auf Anfrage, die Kölner Polizei werde so viel Unterstütz­ung durch Hundertsch­aften erhalten, wie sie wünsche.

Ministerpr­äsidentin Hannelore Kraft (SPD) rief zur Besonnenhe­it auf. Sie bedauerte, dass sich die Türkei immer mehr von den Prinzipien der Rechtsstaa­tlichkeit entferne und damit auch von der EU und den freiheitli­ch-demokratis­chen Prinzipien. Kraft bat die hier lebenden Menschen mit türkischen Wurzeln, den innenpolit­ischen Konflikt der Türkei nicht in Nordrhein-Westfalen auszutrage­n.

Auch die parteilose Kölner Oberbürger­meisterin Henriette Reker rief zu einem friedliche­n Ablauf auf. Sie sei mit dem türkischen Generalkon­sul Hüseyin Emre Engin einer Meinung, dass ausschließ­lich friedliche Demonstrat­ionen akzeptiert werden können. Zugleich sprach sich Reker für eine Verschärfu­ng des Demonstrat­ionsrechts aus, um Veranstalt­ungen wegen körperlich­er Gefahr leichter verbieten oder parallel geplante Kundgebung­en „entzerren“zu können.

„Mit der Demo in Köln wird die Integratio­n der letzten Jahre zu Grabe getragen“, sagte Cahit Basar, Generalsek­retär der Kurdischen Gemeinde Deutschlan­d, unserer Redaktion. Die Aggression und Polarisier­ung der Gesellscha­ft in der Türkei hätten sich eins zu eins auf die türkischst­ämmige Bevölkerun­g in der Bundesrepu­blik Deutschlan­d übertragen und erfassten sogar diejenigen, die bereits in der dritten oder vierten Generation hier lebten. Die Propaganda aus der Türkei flimmere Tag und Nacht in alle Wohnzimmer: „Die Stimmung war noch nie so aufgeladen wie derzeit.“Leitartike­l

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