Rheinische Post

Pokémon-Jäger verdrängen Autos

Die Rheinbahn richtet eine eigene Bahnlinie für Fans des Smartphone-Spiels ein. Die Girardet-Brücke wird seit gestern für Autos gesperrt, wenn sich dort zu viele Pokémon-Spieler tummeln. Für diese kommen zudem Dixie-Klos auf die Kö.

- VON STEFANI GEILHAUSEN

Die Girardet-Brücke wird für Autos gesperrt, wenn sich dort zu viele Pokémon-Spieler tummeln. Für diese kommen zudem Dixie-Klos auf die Kö. Die Rheinbahn richtet eine eigene Bahnlinie für Fans ein.

Kaum hatte Oberbürger­meister Thomas Geisel gestern Mittag entschiede­n, dass die Girardet-Brücke für den Autoverkeh­r gesperrt werden soll, wenn sich die PokémonSpi­eler darauf zu sehr drängen, da wurden die Absperrbak­en von Verwaltung­smitarbeit­ern auch schon aufgestell­t. Denn gegen 14 Uhr hockten dort wieder mehr als 100 junge Menschen, auf der virtuellen Jagd nach den Pokémon-Charaktere­n Pikachu, Glurak und Co.

Der Ordnungs- und Servicedie­nst (OSD) soll ab sofort stündlich nachschaue­n, wie groß der Andrang der Spieler ist und bei Bedarf eben die Sperrung einrichten oder wegräumen. Außerdem sollen auf der Ostseite der Kö Dixie-Klos aufgestell­t werden, damit die Spieler nicht länger an den Toiletten der Kö-Restaurant­s anstehen müssen. Zusätzlich­e Mülleimer sollen die Pokémon-Jäger anhalten, Abfälle nicht auf der Straße oder im Kö-Graben zu entsorgen.

„Das wird vielleicht nicht jedem gefallen, es ist aber unvermeidl­ich“, kommentier­te Karl-Heinz Eiffler im Namen der Interessen­gemeinscha­ft Königsalle­e umgehend die Entscheidu­ng des Oberbürger­meisters. Angesichts der vielen schlimmen Nachrichte­n sei es doch auch „eigentlich schön, dass sich viele Menschen auf unserer Kö treffen, um friedlich ein Spiel zu spielen“.

Die Polizei, die in den vergangene­n Tagen immer wieder mal einschreit­en musste, wenn ins Handy- Display versunkene Monsterjäg­er auf der Fahrbahn standen oder vor Autos liefen, begrüßte die neue Regelung und sicherte zu, die Stadt bei der Umsetzung zu unterstütz­en.

Einige von denen könnten demnächst den sogenannte­n Pokéstop am Kö-Graben aber gegen andere Jagdgründe in Düsseldorf tauschen: Sofern diese nämlich vom Schienenne­tz aus erreichbar sind, will die Rheinbahn sie mit ihrer Oldiebahn ansteuern. Denn die Pokémons und virtuelle Stärkungsm­öglichkeit­en für die Monsterjäg­er gibt es in der ganzen Stadt. „Eine Mitarbeite­rin, die selbst spielt, sucht gerade eine geeignete Strecke mit möglichst hoher Fangquote aus“, sagte Rheinbahns­precherin Heike Schuster. Die dann mit der – entspreche­nd dekorierte­n – Oldiebahn langsam genug abzufahren, damit die Spieler auch zum Zuge kommen, sei „kein großer organisato­rischer Aufwand“, soll aber natürlich nicht zu den verkehrsre­ichsten Zeiten passieren. Schon in den nächsten Tagen könnte der Ticketverk­auf für die Pokémon-Linie beginnen. Zuerst hatten in Augsburg und München die Verkehrsbe­triebe ähnliche Aktionen geplant.

Beide Ideen kamen in der Netzgemein­de der Pokémon-Spieler überwiegen­d gut an. Viele hatten schon länger eine Sperrung der Fahrbahn gefordert. Aber auch ein wenig Selbstkrit­ik wurde laut. So konstatier­te eine Spielerin, dass sie die Dixi-Klos an der Kö übertriebe­n findet. Sie seien angesichts der Menschenme­ngen sicher nötig, aber: „Man muss doch nicht den ganzen Tag da rumgammeln. Wenn bei mir zuhause in der Innenstadt plötzlich Dixi-Klos stünden, fänd ich das beim Shoppen auch nicht schön.“

 ??  ??
 ?? RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN ?? Die autofreie Girardet-Brücke gestern Nachmittag: Die Pokémon-Spieler haben nach der Sperrung das Kommando übernommen und sich auf der Fahrbahn ausgebreit­et.
RP-FOTO: ANDREAS ENDERMANN Die autofreie Girardet-Brücke gestern Nachmittag: Die Pokémon-Spieler haben nach der Sperrung das Kommando übernommen und sich auf der Fahrbahn ausgebreit­et.

Newspapers in German

Newspapers from Germany