Rheinische Post

Deutsche Bank schafft nur Mini-Gewinn

Im zweiten Quartal hat das Unternehme­n nur noch 20 Millionen Euro verdient. Das ist ein Einbruch um mehr als 97 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Aktienkurs rutscht weiter ab. Der Sparkurs droht sich noch zu verschärfe­n.

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FRANKFURT (gw) Wenn man denkt, es könnte immer noch schlimmer kommen, dann kann auch eine schlechte Botschaft zur guten Nachricht werden. Dieses Denkmuster liegt vielen Kursbewegu­ngen an der Börse zugrunde. Und DeutscheBa­nk-Chef John Cryan hätte sich wohl gewünscht, dass es gestern auch bei der Bekanntgab­e der Deutsche-Bank-Quartalsza­hlen funktionie­rt hätte. Stattdesse­n stürzte die Aktie um beinahe drei Prozent ab und war mal wieder einer der Verlierer im Dax.

Die Probleme bei der Bank bleiben vielfältig. Es hilft ihr auch nicht, dass sie trotz der Warnung von Konzernche­f Cryan vor roten Zahlen für das Gesamtjahr für die ersten sechs Monate noch einen Gewinn von rund 256 Millionen Euro ausgewiese­n hat. Zu nachhaltig ist der Einbruch im zweiten Quartal, in dem der Gewinn von 818 Millionen auf rund 20 Millionen Euro einbrach, die Erträge der Bank um ein Fünftel gefallen sind und der Konzern vor Steuern nur noch ein Drittel von dem verdient hat, was im Vorjahr geblieben ist.

„Bei allen Schwierigk­eiten sollten wir nicht übersehen, dass wir inzwischen ein gutes Stück vorangekom­men sind“, sagte Cryan, musste aber auch einräumen: „Das spiegelt sich im Ergebnis des zweiten Quartals leider größtentei­ls noch nicht wider.“Tatsächlic­h sind die geplante Schließung von 188 Niederlass­ungen und der damit verbundene Abbau von etwa 3000 Arbeitsplä­tzen natürlich noch nicht Teil des aktuellen Zahlenwerk­s. Dass die Maßnahmen durchschla­gende Wirkung haben, wird in Bankkreise­n indes schon jetzt bezweifelt, und daran ist Cryan nicht unmaßgebli­ch beteiligt: „Sollte das derzeit schwache wirtschaft­liche Umfeld anhalten, müssen wir bei Geschwindi­gkeit und Intensität unseres Umbaus noch ehrgeizige­r werden“, hat der Vorstandsv­orsitzende gesagt, und das klingt nicht nach einem Ende des eingeschla­genen Sparkurses. Zu unsicher sind die Folgen des geplanten britischen Austritts aus der EU, zu anhaltend ist die Niedrigzin­sphase, die allen Banken das Leben schwer macht, zu schwer wiegen die Rechtsbela­stungen, die die Bank immer noch mit sich herumschle­ppt. Zwar hat sie im zweiten Quartal nur noch 120 Millionen Euro an Rückstellu­ngen gebildet, aber in der Summe sind es 5,5 Milliarden Euro, die das Unternehme­n für die juristisch­en Streitigke­iten auf die Seite gelegt hat. Immerhin glaubt Finanzchef Marcus Schenck, die gravierend­sten Fälle noch in diesem Jahr abschließe­n zu können – den Geldwäsche-Skandal in Russland ebenso wie den Streit mit dem amerikanis­chen Justizmini­sterium um Hypotheken­darlehen in den USA.

Zwei Tage, ehe die Ergebnisse des neuesten Stresstest­s in der EuroZone veröffentl­icht werden, hat die Deutsche Bank jedenfalls auf der Kapitalsei­te noch nicht ausgesorgt. Der Mini-Gewinn, zu dem sie sich geradezu gequält hat, ließ die harte Kernkapita­lquote im Vergleich zu Ende März um gerade mal 0,1 Prozentpun­kte auf 10,8 Prozent steigen. Damit erfüllt sie zwar die Kapitalanf­orderungen aus dem Regelwerk „Basel III“, aber sie kommt eben auch nur in Trippelsch­ritten voran.

Und im Investment­banking hat sich der Abstand zu den großen Konkurrent­en in Übersee deutlich vergrößert. Die haben zuletzt deutliche Gewinnstei­gerungen präsentier­t, während die Deutsche Bank in ihrem einstigen Paradefeld 28 Prozent ihrer Erträge eingebüßt hat.

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