„Bei uns gibt es nur den Angriff“
Der 27 Jahre alte Niederländer ist der derzeit weltbeste Dartsspieler. Am Wochenende startet er beim Turnier in Düsseldorf.
DÜSSELDORF In England sorgen Darts-Turniere für TV-Rekorde – vor allem im Wintergeschäft. Die Europatour macht am Wochenende im Düsseldorfer Maritim-Hotel Station. Wir sprachen mit dem niederländischen Weltranglisten-Ersten Michael van Gerwen. Herr van Gerwen, in der vergangenen Woche haben Sie Dartslegende Phil Taylor im Finale der World Matchplay regelrecht an die Wand gespielt und Ihren Titel in Blackpool verteidigt. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, auch hier in Düsseldorf zu gewinnen? MICHAELVANGERWEN Ich fühle mich zumindest sehr zuversichtlich. Die europäischen Veranstaltungen sind vom Format her deutlich kürzer. Man braucht nur sechs Legs zum Sieg, so dass du in jedem Spiel jederzeit dein Bestes geben musst. Aber ich habe sicherlich zurecht gegen Phil gewonnen, und ich habe keine anderen Grund nach Düsseldorf zu kommen, als auch das Turnier hier zu gewinnen. Ist es richtig, dass Sie in der Jugend in Ihrer Heimat Brabant Fußball gespielt haben? VAN GERWEN (lacht) Ja. Aber ich war nur ein ganz schlechter Spieler. Sind Sie deshalb zum Darts gekommen? VAN GERWEN Als Kind habe ich immer mit Kreide die Spielstände bei Dartsspielen aufgeschrieben. Dann habe ich irgendwann selbst angefangen. In der Kneipe Du Buur gab es damals Jugenddart, und da habe ich viel gespielt. Irgendwann habe ich mich als guter Spieler entpuppt. Wie startet man eine Karriere als Dartsspieler? VAN GERWEN Ganz einfach: Du musst nur bei Turnieren in deiner Umgebung starten, diese gewinnen und das Preisgeld dazu nutzen, um dich bei höheren Turnieren anzumelden. Und da musst du dann das gleiche tun. So habe ich das jedenfalls gemacht. Das Startgeld war ja auch nie sehr hoch, und mein Vater hat mich immer zu den Turnieren gefahren. Ich denke, dass es eine ganze Reihe von Möglichkeiten für junge Spieler gibt. Darts ist ja an sich kein kostspieliger Sport, du brauchst drei Pfeile und ein Trikot. Was ist die Faszination am Darts? VAN GERWEN Darts ist ein aufregender Sport. Der einzige Weg zu gewinnen ist, dass du besser spielst als dein Gegner. Du kannst nichts tun, um ihn zu bremsen, und umgekehrt kann er auch nichts tun, um dich zu stoppen. Solche Sportarten gibt es nicht viele. Und: Du verteidigst nicht, sondern du greifst ausschließlich an. Ständig. Darts ist in Ihrem Heimatland deutlich populärer als in Deutschland. Raymond van Barneveld, Jelle Klaasen oder Vincent van der Voort beispielsweise gehören zur Weltspitze. Wie kommen Sie mit ihren Landsmännern aus? Gibt es etwa gemeinsame Trainingsveranstaltungen? VAN GERWEN Ich trainiere nicht mehr so viel wie früher. Aber das ist so, weil ich momentan so viele Turniere spiele und entsprechend viele Matches habe. Aber Darts ist ein individueller Sport. Einige Spieler mögen es, in Trainingseinheiten gegeneinander zu spielen, aber ich nicht. Ist es möglich, Freundschaften zu anderen Weltklasse-Spielern aufzubauen? VAN GERWEN Ja, das ist es durchaus. Ich habe mit Vincent van der Voort einen guten Freund. Er ist sogar mein Trauzeuge gewesen. Aber oben auf der Bühne, da gibt es keine Freunde. Gibt es Höhepunkte in Ihrer Karriere, an die Sie sich besonders gerne erinnern? VAN GERWEN Mein erster WM-Titel. Damals wurde ich als jüngster Darts-Weltmeister der Geschichte von Königin Maxima und König Willem Alexander zum Lunch in den Soestdijk Palast eingeladen. Wie sieht Ihr normaler Trainingsbzw. Turnieralltag aus? VAN GERWEN Ich habe eigentlich keine richtige tägliche Routine, außer an Tagen, in denen ich ein Match spielen muss. Dann bin ich normalerweise drei bis vier Stunden vorher am Spielort und spiele mich in kurzen Einheiten warm. Was antworten Sie denjenigen, die sagen, Darts sei kein Sport? VAN GERWEN Naja, jeder kann ja seine eigene Meinung darüber haben. Aber wenn Athleten aus dem Fußball, Radsport, Kricket oder vielen anderen Sportarten mir erzählen, was für ein großartiger Sport Darts ist, dann beantwortet sich die Frage
für mich von selbst. Die Sporthallen sind vor allem in England stets gut gefüllt, Darts