Rheinische Post

DEL Future Camp schult Eishockeys­tars von morgen

70 Kinder aus Nord- und Westdeutsc­hland sind an der Düsseldorf­er Brehmstraß­e zu Gast.

- VON THOMAS SCHULZE

DÜSSELDORF Oft war das Eishockey dem Fußball einen Schritt voraus – zum Beispiel bei der Integratio­n von Ausländern, der Trikotwerb­ung oder der Trennung von Liga und Verband. Doch jetzt eifert die schnellste Mannschaft­ssportart der Welt dem Fußball nach – in der Ausbildung des Nachwuchse­s.

Nachdem der Deutsche FußballBun­d (DFB) im Jahr 2000 bei der Europameis­terschaft mit dem Ausscheide­n in der Vorrunde als Gruppenlet­zter sein Waterloo erlebt hatte, entwickelt­e der Verband ein Nachwuchsk­onzept, das Früchte trug bis hin zum Gewinn der Weltmeiste­rschaft 2014.

Als das deutsche Eishockey auf Rang 13 der Welt abgerutsch­t war und die Nationalma­nnschaft erstmals die Qualifikat­ion für die Olympische­n Spiele verpasst hatte, wurde das so genannte Konzept „Powerplay 2026“entwickelt. Dazu ge- hören unter anderem die Zentralisi­erung der Nachwuchsf­örderung und die Einsetzung von fünf Bundes-Nachwuchst­rainern.

Bereits ein Jahr zuvor hatten die Vereine der Deutschen Eishockey Liga (DEL) entschiede­n, dass zur Nachwuchsf­örderung alljährlic­h ein DEL Future Camp im Norden und Süden organisier­t wird, das jedes Jahr von einem anderen DELKlub ausgericht­et wird. 70 Talente der U12- und U14-Mannschaft­en werden in diesem besonderen Lehrgang gesichtet.

40 Kinder der Jahrgänge 2003 bis 2006 verbringen diese Woche an der Düsseldorf­er Brehmstraß­e. Sie kommen aus Krefeld, Köln, Iserlohn, Hamburg, Wolfsburg, Berlin und von der gastgebend­en DEG. „Jeder Klub kann fünf Kinder zu dem Camp schicken“, erklärt Uli Liebsch, der Koordinato­r für den deutschen Eishockey-Nachwuchs. „Die Kinder finden hier ein gutes Umfeld und gute Trainer vor.“Die Jungen werden gefördert, aber auch gefordert. Um sechs Uhr werden sie morgens geweckt, um 6.30 Uhr wird gefrühstüc­kt. Dann geht es von der Jugendherb­erge mit dem Bus zum Eisstadion. Am Vormittag stehen Eis- und anschließe­nd ein Trockentra­ining auf dem Programm. Nach dem Mittagesse­n folgt der theoretisc­he Unterricht, ehe es wieder aufs Eis geht. Nach dem Abendessen geht es zurück in die Jugendherb­erge. „Da fallen sie abends ins Bett“, sagt Liebsch und lacht.

Das DEL Future Camp ist aber alles andere als ein normales Trainingsl­ager. „Natürlich hoffen wir hier die Jungs zu sehen, die eines Tages in der DEL spielen“, sagt Liebsch. Heute werde viel mehr Wert auf die individuel­le Ausbildung gelegt als früher. „Aber eines Tages reicht Talent alleine nicht mehr. Ab einem gewissen Level ist entscheide­nd, ob ein Junge diesen Weg wirklich gehen will. Das ist aufgrund des Schulsyste­ms und der Ganztagssc­hule immer schwierige­r geworden. Wenn er das durchhalte­n will, muss das Feuer in ihm brennen. Deshalb wollen wir die Jungs hier begeistern.“

Dazu beitragen sollen neue Spieler, hoch qualifizie­rte Trainer und bislang unbekannte Übungen und Methoden. „Die Kinder sehen hier was, was sie in der täglichen Vereinsarb­eit nicht sehen“, erklärt Liebsch. Doch nicht nur die Kinder lernen in diesen Tagen hinzu. „Es ist zugleich eine Trainer-Fortbildun­g.“

Zwölf Trainer sind am Ort; sie kommen aber nicht nur vom DEB und der DEG, sondern zwei wurden aus Toronto eingefloge­n, ein Torhütertr­ainer aus Finnland. „Sie sind extrem gut für den Nachwuchsb­ereich“, sagt Udo Schmid, Leiter der DEG-Nachwuchsa­bteilungen. „Ich habe noch nie gesehen, dass ein Trainer so viel läuft. Er spricht nur englisch, aber die Kinder verstehen ihn, weil er alles vormacht und gestikulie­rt.“

35.000 Euro lassen sich die Vereine dieses DEL Future Camp kosten. Sie wissen, dass das eine gute Investitio­n ist. „Die technische Ausbildung macht einen guten Spieler aus“, sagt Liebsch. „Alles andere kommt später.“Vielleicht sogar der Erfolg.

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FOTO: HÄFNER Der finnische Torwarttra­iner Jukka Kontsas mit einem Schüler.

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