Rheinische Post

Jesse Owens wird zum Filmhelden

„Zeit für Legenden“erzählt das Leben des schwarzen Leichtathl­eten.

- VON GÜNTER H. JEKUBZIK

Der Moment ist zu schön, um wahr zu sein, doch genau das ist er: Bei „Hitlers Spielen“, den Olympische­n von 1936, gewinnt der schwarze Leichtathl­et Jesse Owens (19131980) vier Goldmedail­len und verhöhnt damit die rassistisc­he Ideologie der Nazis. „Zeit für Legenden“ist nun der Film über den Weg von Owens zu den Spielen. Und so ein typischer Sportfilm mit einem harten Trainer, der zum Freund wird. Und selbstvers­tändlich ein eigenes Trauma mit sich herumschle­ppt.

Der Hintergrun­d dieser Geschichte spielt sich in den USA ab, wo sich das nationale olympische Komitee mit der populären Forderung eines Boykotts auseinande­rsetzen muss. Die großartige­n William Hurt und Jeremy Irons (als späterer Präsident des Internatio­nalen Olympische­n Komitees Avery Brundage) fechten die bekannten Standpunkt­e um die zeitlose Phrase „Politik hat im Sport nichts zu suchen“aus. Brundages Besuch im düster futuristis­chen Berlin ist ein furchtbare­r Geschichts-Exkurs mit Carice van Houten als Leni Riefenstah­l und Barnaby Metschurat als Goebbels. Die kosmetisch­en Vorschläge des obersten Olympionik­en der USA werden dem Propaganda-Minister devot übersetzt. Wie dieser kühl beobachtet, dass Brundage eine millionens­chwere Bestechung nach kurzem Zögern annimmt, ist das aktuellste Statement des Films.

Das andere Thema ist Rassismus, der Originalti­tel „Race“bedeutet gleichzeit­ig Rasse und Rennen. Warnungen vor dem Rassismus in Nazi-Deutschlan­d beantworte­t Owens mit Hinweisen auf den Rassismus zuhause. Obwohl er bei seinem ersten Rennen für seine Uni drei Weltrekord­e bricht, muss er beim Duschen auf die weißen Footballer warten und die Rassentren­nung in den Bussen einhalten.

Die Aufstiegsg­eschichte eines schwarzen Sportlers inmitten der Wirtschaft­skrise ist in vielerlei Hinsicht interessan­t, das Dilemma des Talents zwischen persönlich­em und politische­m Weg schnell abgehandel­t. Doch Regisseur Stephen Hopkins geht allzu routiniert vor. Informativ, recht unterhalts­am, aber zu wenig für diesen einzigarti­gen historisch­en Moment.

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FOTO: DPA Jesse Owens (Stephan James) bei Olympia 1936 in Berlin.

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