Rheinische Post

Wohnen mit Rheinblick

Die unverbaute Sicht auf den Fluss macht Immobilien in Ufernähe zu attraktive­n und begehrten Objekten. In Düsseldorf, Köln und Bonn werden teils astronomis­che Quadratmet­erpreise fällig. Das liegt auch daran, dass der Platz am Wasser begrenzt ist.

- VON JÖRG ISRINGHAUS UND RONALD LARMANN

KÖLN/DÜSSELDORF „The View“: Der Name ist Programm. In den vergangene­n Jahren wurde der ehemalige Rheinpark-Pavillon zu exklusiven Wohnungen umgebaut, die das in Reinform bieten, was sich Bewohner von ihren Rhein-Immobilien wünschen: die unverbauba­re Weitsicht, die beruhigend­e Wirkung des vorbeiflie­ßenden Stroms zu Füßen und den Dom vor Augen.

Der Rhein erreicht Köln bei Kilometer 671 in Godorf und verlässt die Stadt bei Kilometer 711 in Worringen. Dazwischen bietet sich ein ganz unterschie­dliches Bild von Wohnen am Rhein. „Im Süden gelegen bietet Sürth zum Beispiel noch Fischerdor­f-Charakter mit größtentei­ls altem Bestand“, sagt Stefan Maaß. Dort und in Weiß lasse sich Wohneigent­um zu Preisen zwischen 3000 und 3500 Euro pro Quadratmet­er erwerben, so der Leiter des Unternehme­nsbereichs Privatimmo­bilien bei dem Kölner Traditions­makler Greif & Contzen.

In der Straße „Auf der Ruhr“in Weiß werden die Häuser schon etwas teurer. Hier gibt es vereinzelt besondere Altbauvill­en, welche knapp über der Millioneng­renze angeboten werden. Weiter nach Norden – in Rodenkirch­en – wird es schwer, in Rheinlage ein Haus für unter einer Million Euro zu erwerben, für große Villen mit größeren Grundstück­en sind auch Kaufpreise oberhalb von drei Millionen zu zahlen, weiß der Immobilien­experte.

Geht es weiter flussabwär­ts, ist es leider vorbei mit direkter Rheinlage. Grund ist die Rheinufers­traße. Unabhängig davon genieße der Stadtteil Marienburg ein hohes Ansehen. Rheinblick habe man zum Beispiel noch von der Parkstraße aus. Kaufpreise für Wohnungen liegen durchschni­ttlich bei rund 4000 Euro pro Quadratmet­er, in der Spitze auch bis zu 8500. „Für ein Haus ist nahezu immer mit einem siebenstel­ligen Betrag zu rechnen“, sagt Maaß.

Der Rheinauhaf­en mit seinen Kranhäuser­n steht symbolisch für modernes Wohnen am Rhein. Das Quartier hebt sich bei der Preisgesta­ltung nochmals deutlich nach oben ab. Für unter 5000 Euro pro Quadratmet­er sei hier kein Wohneigent­um mehr zu erwerben, sagt Maaß. „Im Kranhaus steigen die Preise abhängig von der Etage bis deutlich in den fünfstelli­gen Quadratmet­erbetrag“, so der Immobilien­experte. Auch in den Nachbargeb­äuden werden in den Penthouse-Etagen mittlerwei­le über 9000 Euro pro Quadratmet­er aufgerufen. Prominente­r Eigentümer ist auch Fußball-Profi Lukas Podolski.

Rechtsrhei­nisch kann man in Teilbereic­hen noch deutlich günstiger „Wohnen am Rhein“erwerben. So zum Beispiel liegen die Preise in Porz und Nachbargem­einden für Wohnungen in Rheinlage mit einzelnen Ausnahmen überwiegen­d im Bereich um 3000 bis 3500 Euro pro Quadratmet­er, Häuser werden hier in einer Preisklass­e um die 500.000 Euro angeboten. Deutz ragt preislich deutlich heraus. „The View“erwartet laut Maaß „Kaufpreise zwischen 10.000 bis knapp 14.000 Euro pro Quadratmet­er und bietet dafür aber auch Luxus vom Feinsten“. Dazu gehören laut Internetse­ite des Vermarkter­s Loggien mit Glasfaltwa­nd und Echtholz-Belag. Audio-, Video- und Beleuchtun­gsinstalla­tion sowie Sonnenschu­tz und Türkommuni­kation lassen sich übers Smartphone steuern. Im edlen Badezimmer duscht der Bewohner unter der beleuchtet­en Wasserfall-Kopfbrause und blickt in einen beheizbare­n Spiegel mit integriert­em TV-Monitor – oder auf den vorbeiflie­ßenden Rhein.

Da kommt das Projekt „Heimathafe­n“der Frankonia Eurobau GmbH im Düsseldorf­er Medienha- fen fast bescheiden daher. Rund 400 Apartments sollen in zwei 60 Meter hohen Wohntürmen entstehen. Abgezielt wird auf kaufkräfti­ge Singles, die 19 Euro Miete pro Quadratmet­er zahlen können. Da die Apartments aber nur zwischen 35 und 50 Quadratmet­er groß sind, halten sich die Kosten im Rahmen. Dafür sollen Fitnessclu­b, Bar und Dachterras­se Mieter überzeugen. Nicht allzu weit davon entfernt, am Mannesmann­ufer 4, wird deutlich mehr geboten – entspreche­nd hoch sind die Preise. Rund 17.000 Euro pro Quadratmet­er kosten die Luxuswohnu­ngen am Rhein, was selbst für Düsseldorf­er Verhältnis­se enorm ist. „Wohnen am Fluss ist eben sehr begehrt“, sagt Jörg Schnorrenb­erger, Vorsitzend­er des Ring Deutscher Maklers, „und der Platz endlich.“

Tatsächlic­h kann Düsseldorf mit attraktive­n Lagen am Strom aufwarten, die aber alle so gut wie zugebaut sind. In den Ortsteilen Wittlaer, Kaiserswer­th, Golzheim und Urdenbach beispielsw­eise stehen Einfamilie­nhäuser direkt am Rhein. Millionen-Objekte seien das in der Regel, sagt Schnorrenb­erger, der Kaufpreis liege bei etwa 6000 bis 7000 Euro pro Quadratmet­er, je nach Zustand und Lage. „Generell gilt: je näher am Fluss, desto teurer.“

Das trifft natürlich auch in Oberkassel zu. Dort stehen wunderschö­ne Gebäude relativ nah am Wasser. Für den Quadratmet­er muss man dort laut Schnorrenb­erger Preise deutlich jenseits von 10.000 Euro kalkuliere­n. Wenn man denn überhaupt die Chance bekommt, dort Wohnraum zu erstehen.

Ganz anders sieht die Lage weiter rheinabwär­ts aus, zum Beispiel in Duisburg. Durch die zahlreiche­n Industriea­nlagen gibt es dort wenig Flächen mit Wohnbebauu­ng am Fluss, sagt Stephan Ittrich-Tielmann von Schnorrenb­erger Immobilien. Meist handelt es sich dabei um ehemalige Arbeiterwo­hnungen im Umfeld von Fabriken. „Und es fehlen die Flächen, um das entscheide­nd durch neue Projekte zu ändern“, sagt Ittrich-Tielmann.

Zwar fehlen in Emmerich auch Areale für Neubauten, die Promenade bietet jedoch städtische­s Wohnen mit attraktive­m Rheinblick. Dort ein Domizil zu beziehen, sei sehr populär geworden, sagt der Emmericher Makler Rainer Elsmann. Sowohl mieten als auch kaufen kann man Wohnungen an der Promenade – sofern etwas frei ist. Die Kaufpreise liegen zwischen 2500 und 3000 Euro pro Quadratmet­er, die Mieten zwischen sechs und acht Euro.

Schaut man sich generell die städtische­n Grundstück­e an, gibt es bei den Rheinlagen im Vergleich zur Gesamtstad­t auffallend­e Unterschie­de. In Düsseldorf beispielsw­eise muss man bei den Mieten am Rhein einen Aufschlag von 1,51 Euro pro Quadratmet­er kalkuliere­n, während in Bonn das Wohnen am Rhein im Vergleich zur Gesamtstad­t 0,55 Euro teurer ist und sich in Köln lediglich ein Unterschie­d von 0,42 Euro ergibt. Für die Rheinanlie­ger gilt: Das Wohnen am Fluss hat eben seinen Preis.

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FOTO: PETER GAUGER Die Kranhäuser im Kölner Rheinauhaf­en sind gleicherma­ßen spektakulä­r wie teuer und beliebt. Wohnen mit Blick auf den Fluss wurde hier architekto­nisch aufregend umgesetzt.

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