Rheinische Post

Eine Frage der Ehre

Sie adeln jeden Schützen und veredeln jede Uniform. Vielleicht sind die Träger der Orden und Abzeichen deswegen ja auch so stolz.

- VON SEMIHA ÜNLÜ

OBERBILK Beim Oberbilker Schützenfe­st, das morgen eröffnet wird, werden sie wieder viele Uniformen zieren. Doch die Orden und Abzeichen, die Sascha Richter dann tragen wird, sind besonders imposant. Denn im Gegensatz zum Beispiel zu den sogenannte­n Jubelorden, die schon durch reine Mitgliedsc­haft erworben werden, hat sich der Oberbilker seine Ehrenausze­ichnungen durch langjährig­es Engagement für den Brauchtums­verein erarbeitet: Und das soll eben auch auf den ersten Blick zu erkennen sein.

So werden zum Beispiel das silberne Verdienstk­reuz und der Hohe Bruderscha­ftsorden – beide jeweils aus Silber – seine dunkle Uniform veredeln. Am eindrucksv­ollsten ist aber das goldene Ehrenkreuz samt Kette, das er ebenfalls vom Bund der Historisch­en Deutschen Schützen- bruderscha­ften für „sein langjährig­es beispielha­ftes und uneigennüt­ziges Engagement“(unter anderem Tambourmaj­or, Platzmeist­er, Regimentsk­önig und Schützench­ef) verliehen bekommen hat. Und Richter freut sich darauf, seine Auszeichnu­ngen bei den Schützenfe­ierlichkei­ten präsentier­en zu können: „Es ist eine schöne Tradition aus dem Mittelalte­r, Orden verliehen zu bekommen und so seine Verdienste nach Außen tragen zu können.“

Plaketten, die ebenfalls vom Bund der Schützenbr­uderschaft­en verliehen werden, liegen aber in der Gunst der Kameraden nicht ganz so weit vorne. Ehrenausze­ichnungen direkt an der Uniform zu tragen und damit seine Zugehörigk­eit zum Verein und sein Engagement für diesen zu zeigen: Das fühle sich eben anders an.

Sparsam mit Auszeichnu­ngen umzugehen, sei aber wichtig, sagt Richter. Früher habe man im Oberbilker Schützenve­rein zum Beispiel die vereinseig­enen Orden, die sogenannte­n Oberbilker Wappenschi­lder aus zum Beispiel Silber und Gold mit den Gravuren „Für besondere Dienste“, eher oft verliehen. Inzwischen sei man deutlich zurückhalt­ender in der Ordenskomm­ission, in die die einzelnen Gesellscha­ften Vorschläge für verdiente Kameraden einbringen können. „Je seltener eine Auszeichnu­ng verliehen wird, desto höher ist ihr Stellenwer­t“, findet Richter.

Und so wird bei dem Schützenfe­st, das bis Dienstag gefeiert wird, erstmals seit vielen Jahren wieder der goldene Orden verliehen, mit dem ein oft jahrzehnte­langer Einsatz für den Verein gewürdigt wird. „In diesem Jahr werden wir ihn sogar zwei Mal verleihen, aber den Namen jetzt natürlich aus Überraschu­ngsgründen nicht verraten“, sagt Richter. Auch wenn die Entscheidu­ng schon vor einiger Zeit gefallen ist, wartet man mit der Verleihung immer bis zum Schützenfe­st. Richter: „Wir wollen, dass das besondere Engagement in der breiten Öffentlich­keit bekannt wird.“

Richter gehört zwar mit seinen vielen Orden, darunter der Stadtorden, zu den hoch dekorierte­n Kameraden im Brauchtums­verein. Doch stolz sei jeder Schütze, der ein Abzeichen tragen dürfe – auch wenn es nur ein Jubelorden sei, den man nicht für besonderes Engagement, sondern langjährig­e Mitgliedsc­haft (25, 40, 50, 60 oder noch mehr Jahre) verliehen bekam: „Es geht ja vor allem darum, seine Zugehörigk­eit zum Schützenve­rein zu zeigen.“An der Bedeutung der Orden habe sich für die Kameraden seit der Vereinsgrü­ndung 1848 nichts verändert: Für viele sind sie eben eine Frage der Ehre.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany