Rheinische Post

Rheinmetal­l verdient am Auto-Boom

Düsseldorf­er Konzern macht mit seiner Automobil-Zuliefersp­arte an 16 Standorten in China gute Geschäfte.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Als der junge Manager die Besucher am Hotel abholt, öffnet er nicht ohne Stolz die Türen seines Autos. Der Mittdreißi­ger fährt einen Porsche Macan, der Wagen ist in einem hellen glitzernde­n Blau lackiert. In Düsseldorf­s Partnersta­dt Chongqing dauert die Fahrt von einem zum anderen Termin in aller Regel eine Stunde, so verstopft sind die Straßen in der Zwölf-Millionen-Metropole. Wer sich auf den Parkplätze­n umschaut, wird sich wie in einer prosperier­enden deutschen Stadt fühlen, mit dem Unterschie­d, dass die Autos in Fernost gerne etwas auffällige­r sein dürfen.

Autos haben einen hohen Stellenwer­t in China, 300 Marken stehen zur Auswahl. Während die einen vom kleinen aufs größere oder schickere Auto umsteigen, kaufen viele Menschen der wachsenden Mittelschi­cht erstmals ein Fahrzeug. Laut dem Verband der Automobili­ndustrie sorgen die reduzierte Mehrwertst­euer für Pkw mit bis zu 1,6 Litern Hubraum und der Boom des SUV-Segments für Wachstum: Im Juni wurden in China 1,7 Millionen Neuwagen verkauft, gut 21 Prozent mehr als im Vorjahresm­onat. Insgesamt waren es im ersten Halbjahr 10,6 Millionen Fahrzeuge, ein Plus von zwölf Prozent.

Diese Zahlen lassen die Chefetage des Düsseldorf­er Rheinmetal­l-Konzerns nicht kalt. Denn Rheinmetal­l ist nicht nur Rüstung oder, korrekter gesagt, Sicherheit inklusive der Defence (Verteidigu­ng). Rheinmetal­l ist zur Hälfte Automobilz­ulieferer, wofür die Namen Kolbenschm­idt und Pierburg unter dem Dach von KSPG stehen. Der Umsatz liegt in beiden Unternehme­nsbereiche­n bei 2,6 Milliarden Euro, die Automotive-Sparte beschäftig­t jedoch mehr Menschen, nämlich knapp 11.000. Bei der Sicherheit sind es 9600.

China ist ein Treiber. In vielen Sparten gehen die KSPG-Strategen von Zuwächsen zwischen 30 und 40 Prozent innerhalb der nächsten acht Jahre aus. KSPG startete im Reich der Mitte 1997 mit dem ersten Joint Venture für Kolben. Partner war und ist Chinas größter Automobilk­onzern, die Saic, heute über ihre Tochterges­ellschaft Hasco.

Mittlerwei­le ist KSPG an 16 Standorten in China aktiv und beschäftig­t dort rund 5000 Mitarbeite­r. Produziert werden in den Joint Ventures Kolben, Gussproduk­te, Pumpen und Kolbenring­e; in den eigenen Gesellscha­ften Bauteile zur Schadstoff­reduzierun­g, Pumpen, Großkolben, Ersatzteil­e. Mit fast fünf Millionen Stück ist KSPG größter Hersteller von Zylinderkö­pfen in China. Mehr als 60 Unternehme­n stehen auf der Kundenlist­e, der größte Abnehmer ist der VW-Konzern. Das durchschni­ttliche Jahreswach­stum allein der Joint Ventures betrug von 2005 bis 2014 satte 26 Prozent.

Der im Jahresabsc­hluss nicht enthaltene Umsatz dieser Joint Ventures lag 2015 bei rund 800 Millionen Euro. „Wir wollen bald eine Milliarde Euro erreichen“, beziffert Wen Jiang, Vize-Präsident und Finanzchef von KSPG China, ehrgeizige Ziele. Für Chongqing ist eine Fabrik ge-

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RP-FOTOS (2): RUHNAU Autos stehen in China hoch im Kurs, wie dieses Bild aus Chongqing zeigt. Rheinmetal­l-Tochterfir­men beliefern dort mehr als 60 Hersteller.
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Marc Uhlmann ist General Manager bei Pierburg in China. Hier ist er im Werk in Kunshan, das in der Nähe von Shanghai liegt.

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