Rheinische Post

Millionen für Kunst an Schulen

Bald soll die Kunstkommi­ssion ihre Arbeit aufnehmen – und vor allem dafür sorgen, dass Künstler bei Bauprojekt­en an Schulen mitwirken. Die Künstler ärgern sich, dass der Start sich so stark verzögert hat.

- VON ARNE LIEB

Bald nimmt die Kunstkommi­ssion ihre Arbeit auf. Sie soll unter anderem dafür sorgen, dass Künstler bei Bauprojekt­en an Schulen mitwirken.

Die Ampel-Kooperatio­n aus SPD, Grünen und FDP startet ein großes Förderprog­ramm für die Künstlersc­haft, das vor allem mehr Kunstwerke an Schulen bringen soll. Dabei sollen erstmals Künstler darüber entscheide­n, wer die Aufträge erhält. Die wichtigste­n Antworten: Was ist die Idee? Düsseldorf erhält eine sogenannte Kunstkommi­ssion. Das Gremium wird immer dann zu Rate gezogen, wenn darüber zu entscheide­n ist, welcher Künstler ein Werk im öffentlich­en Raum schaffen soll. Ein Beispiel wäre das Anti-Kunstwerk zum Kriegerden­kmal am Reeser Platz, das sich die Bezirkspol­itik wünscht. In der Kommission sitzen auch Politiker, die Mehrheit liegt aber bei Künstlern. Zugleich will die Politik festlegen, das bei städtische­n Bauten ein Teil der Kosten auf Kunst entfällt – gerade wegen der vielen Schulbau-Projekte ist das ein großes Förderprog­ramm. Künstler sollen schon in die Planung einbezogen werden. Das Paradebeis­piel dafür sind die von Künstlern mitgestalt­eten Bahnhöfe für die Wehrhahn-Linie. „Die müssen jeden Skeptiker überzeugen, das sich Kunst am Bau lohnt“, sagt Cornelia Mohrs (SPD). Warum hakt die Umsetzung? Schon seit September 2015 liegt ein Entwurf für die Richtlinie­n vor, den die Künstlergr­uppe „Kukodus“erarbeitet hat. Seitdem ist wenig passiert. „Ich habe kein Verständni­s dafür, dass sich das Projekt so zögerlich entwickelt“, sagt Künstler JörgThomas Alvermann. Ein Grund dafür ist der Weggang von Baudezerne­nt Gregor Bonin, der sich für die Kommission starkgemac­ht hatte. Aktuell ist das Kulturamt zuständig. Leiterin Marianne Schirge weist die Kritik zurück. Das Amt müsse sich mit neuen Fragen befassen, die man sorgfältig klären wolle. „Wir sind mit vollem Engagement dabei.“Im September soll der Rat über die Richtlinie­n entscheide­n, dann könnte die Kommission bald loslegen. Was will die Politik in Kunst an Schulen investiere­n? Die Kosten sind die heikelste Frage: Ursprüngli­ch war sogar angedacht, dass zwei Prozent jedes Hochbaupro­jekts in Kunst fließen – angesichts der geplanten Investitio­nen von 640 Millionen Euro allein in den Schulbau wäre das eine riesige Summe. Inzwischen lautet die weichere Formulieru­ng „bis zu zwei Prozent“– was auch gar nichts bedeuten kann. Nach Gesprächen zwischen Politik, Künstlern und Verwaltung deutet sich eine Mindestsum­me von 750.000 Euro pro Jahr an. Davon soll auch eine Geschäftss­telle für die Kunstkommi­ssion bezahlt werden. Wie funktionie­rt die Kommission? Das Gremium mit 17 bis 19 Mitglieder­n soll durch eine Mischung aus Wahlen und Berufungen vom Stadtrat und der Künstlersc­haft für drei Jahre gebildet werden. Um Klüngel vorzubeuge­n, müssen die KünstlerMi­tglieder nach einer Amtszeit pausieren und dürfen zudem keine Aufträge von der Kommission erhalten, während sie in dem Gremium sitzen. Ob das geplante Verfahren funktionie­rt, soll in einem Pilotproje­kt ausprobier­t werden: Die Kunstkommi­ssion soll entscheide­n, welche Künstler bei den Bauarbeite­n am Goethe-Gymnasium zum Zug kommen. Da das Gremium noch nicht eingericht­et wird, übernimmt die Künstlergr­uppe, die es entwickelt hat. Sie will aber schon mal das spätere Verfahren anwenden.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Sie bereiten die Kunstkommi­ssion vor: Stephan Machac, Björn Leo Bock, JörgThomas Alvermann, Noemi Weber, Markus Ambach und Andrea Knobloch (von links)

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