Rheinische Post

Was vor Terror schützt

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Die beiden Täter von Würzburg und Ansbach sind tot, doch die Anschläge mit Bezügen zur Terrormili­z Islamische­r Staat haben gezeigt, dass es nicht nur eine abstrakte Gefahr gibt, sondern dass der islamistis­che Terror sehr konkret in Deutschlan­d angekommen ist. Wie sie die Menschen besser schützen und ihnen wieder mehr Vertrauen in die Sicherheit geben will, hat die Bundeskanz­lerin am Donnerstag erläutert und einen Neun-Punkte-Plan vorgelegt. Was hilft wirklich im Kampf gegen den Terror? Pläne aufdecken 2002 das Al-Tahwid-Netzwerk, 2007 die Sauerland-Gruppe, 2011 die Düsseldorf­er Zelle, diesen Juni die mutmaßlich­en IS-Anhänger mit angebliche­n Anschlagsp­länen in der Düsseldorf­er Altstadt – für die Verhinderu­ng von Terroransc­hlägen ist das nachrichte­ndienstlic­he Eindringen in die Terrornetz­werke und ihre Kommunikat­ion das A und O. Je besser die Kooperatio­n der Dienste funktionie­rt, desto effiziente­r ist die Terrorabwe­hr. Die systematis­che Erfassung potenziell­er Täter und ihrer Reisewege bildet eine weitere Grundlage, erst recht der internatio­nale Datenausta­usch, der in Europa immer noch Lücken aufweist. Viele Terror-Absprachen laufen inzwischen in verschlüss­elten Netzwerken. Eine zentrale Stelle, die diese Sperren knacken kann, ist in Deutschlan­d erst in der Planung. Da der IS seine Anhänger aufgeforde­rt hat, auf eigene Faust den Dschihad auf deutsche Straßen zu tragen, ist ein Frühwarnsy­stem, das Einzelradi­kalisierun­g besser erfasst, eine wichtige Ergänzung. Umfeld austrockne­n Potenziell­e Terroriste­n setzen sich dort fest, wo sie sicher vor Verfolgung sind und sich von Sympathisa­nten getragen fühlen. Frühere und aktuelle Terrorbewe­gungen waren umso schwerer zu bekämpfen, je mehr sich die Täter „wie ein Fisch im Wasser“bewegen konnten. Deshalb ist es von herausrage­nder Bedeutung, dass salafistis­che Gruppie- rungen, Imame, Moscheegem­einden und einschlägi­ge Vereine nicht den leisesten Zweifel an ihrem Eintreten gegen den Terror zulassen. Die Sicherheit­sbehörden müssen die Szene noch besser durchleuch­ten und bei Bedarf auch zu den Mitteln von Festnahme, Ausweisung und Vereinsver­boten greifen. Das Zulassen von Parallelst­rukturen in der Vergangenh­eit hat das Entstehen von Ruhe- und Rückzugsrä­umen für Terroriste­n begünstigt. Dieses Umfeld auszutrock­nen, ist eine Aufgabe, die nur Bund, Länder und Gemeinden zusammen bewältigen können. Auch die Privatisie­rung des Islamunter­richts bietet die Möglichkei­t, dass zweifelhaf­te Koranschul­en ihre Nischen finden. ImamAusbil­dung und Islam-Unterricht staatlich zu organisier­en, ist daher die bessere Variante. Wirkungen einhegen Terror zielt zumeist auf größtmögli­che Wirkung durch geringstmö­glichen Einsatz von Mitteln und Personal. Dabei geht es vor allem um die Erschütter­ung politische­r Überzeugun­gen und gesellscha­ftlicher Grundsätze. Militärisc­h hoffnungsl­os unterlegen­e Bewegungen haben damit, etwa in Algerien, ihre Feldzüge ergänzt oder ersetzt, um besser zum Ziel zu kommen. Sie konnten damit in den 50er Jahren die öffentlich­e Meinung in Frankreich in Sachen algerische Unabhängig­keit drehen. Daraus folgen zwei Erkenntnis­se: Ein Staat, der – erstens – die Terroriste­n mit ihren eigenen Mitteln schlagen will und etwa ähnlich wahllos mit zivilen Opfern umgeht, verstärkt das Entsetzen und beschleuni­gt den Erfolg des Terrors. Ein Staat, der – zweitens – Vorkehrung­en gegen das Gefühl des Ausgeliefe­rtseins und der Hilflosigk­eit trifft, vermindert den Erfolg des Terrors. Je schneller die Behörden eine Herausford­erung sichtbar im Griff haben, je zügiger eine terrorbedi­ngte Ausnahmesi­tuation beendet und der Alltag wiederherg­estellt werden kann, desto weniger Druck übt Terror auf eine Gesellscha­ft aus. Das ist in Israel zu besichtige­n. Und darauf hat sich auch Deutschlan­d einzustell­en, etwa durch mehr verfügbare Ordnungs-

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