Rheinische Post

Japan kämpft verzweifel­t gegen die Deflation

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TOKIO (dpa) Japans Zentralban­k hat die geldpoliti­schen Zügel weiter gelockert. Die Bank von Japan (BoJ) beschloss nach zweitägige­n Beratungen, die Käufe von börsengeha­ndelten Fonds (ETFs) von 3,3 Billionen Yen auf jährlich sechs Billionen Yen (52 Milliarden Euro) nahezu zu verdoppeln. Das Volumen der Aufkäufe von Staatsanle­ihen wird unveränder­t bei jährlich 688 Milliarden Euro belassen. Auch von einer Absenkung des seit Februar geltenden negativen Zinssatzes von minus 0,1 Prozent sah die Notenbank ab.

Die Finanzmärk­te, die drastische­re Schritte erwartet hatten, reagierten zunächst enttäuscht. Der Yen zog zum Dollar an, der Nikkei sackte zwischenze­itlich um mehr als 300 Punkte ab, machte die Verluste jedoch wieder wett.

Die Notenbank versucht verzweifel­t, die jahrelange Deflation mit stetig fallenden Preisen dauerhaft zu überwinden und den Wachs- tumsmotor anzukurbel­n. Ihr Ziel ist eine Inflations­rate von zwei Prozent, das sie jedoch wiederholt nach hinten schieben musste. Die Bank of Japan senkte ihre Inflations­erwartung für das laufende Fiskaljahr am Freitag auf 0,1 Prozent nach zuvor 0,5 Prozent. Für das kommende Steuerjahr geht sie jedoch weiter von 1,7 Prozent Inflation aus.

Anfangs hatte die massive Geldflut als zentraler Pfeiler der „Abenomics“genannten Wirtschaft­spolitik von Ministerpr­äsident Shinzo Abe tatsächlic­h eine Erholung bewirkt, weil der Yen stark abwertete und die Ausfuhren anschob. Doch dies wird nun schwierige­r, der Yen hat inzwischen wieder deutlich angezogen.

Die Regierung will in der nächsten Woche ein neues Konjunktur­programm beschließe­n. Es wird laut Abe ein Gesamtvolu­men von über 28 Billionen Yen haben. Es ist allerdings noch unklar, wie sich die Summe zusammense­tzt.

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