Rheinische Post

Volland will Dortmund angreifen

Der Nationalsp­ieler glaubt, dass er seine Entwicklun­g in Leverkusen am besten vorantreib­en kann.

- VON STEFFI SANDMEIER

ZELL AM SEE Irgendwann im Laufe des Tages wird Kevin Volland seinen Geburtstag­skuchen bekommen. Vielleicht sogar ein Ständchen von den Kollegen. Leverkusen­s teuerster Einkauf der Vereinsges­chichte wird heute 24. Tatsächlic­h sieht sich der Offensivma­nn selbst noch im lernfähige­n Alter und „lange nicht am Ende meiner Entwicklun­g“. Das sei auch einer der Hauptgründ­e gewesen, warum er den Wechsel aus Hoffenheim zum Champions-LeagueKlub wagte. „Ich glaube, dass ich meine Entwicklun­g hier am besten vorantreib­en kann“, sagt er.

Der 24-Jährige sitzt entspannt in der Hotellobby im Trainingsl­ager Zell am See, spricht ungehemmt drauflos. Höflich, offen, unaufgeset­zt. Schnell wird klar: Da will einer keine Phrasen dreschen. Er hat genaue Vorstellun­gen von seinem Beruf und was er aus seinen Möglichkei­ten machen möchte. In vier Jahren Hoffenheim hat Kevin Volland 132 Bundesliga­spiele absolviert, 33 Tore geschossen und 38 vorbereite­t. Damit war er in mehr als jedem zweiten Spiel an einem Tor beteiligt.

In Leverkusen will er den nächsten Schritt machen und sich auf höherem Niveau beweisen. „Bayer 04 hat eine große Qualität im Kader“, schwärmt Volland. „Das Tempo ist höher. Man hat viele gute Jungs um sich, die Bälle fordern und damit auch automatisc­h mehr Anspielsta­tionen und Möglichkei­ten bieten. Das macht es für einen selbst einfacher. Trotzdem wird einem in diesem System viel abverlangt.“

Dem Werksklub lag viel daran, den Stürmer zu verpflicht­en. 20 Millionen Euro hat er sich den Transfer kosten lassen. Die ersten Wochen lieferten bereits sichtbare Gründe, die dafür sprechen, dass er mit Leistung zurückzahl­en wird. Nun hatten die Testspielg­egner bisher bei weitem nicht die Qualität wie unlängst der FC Porto (1:1), aber Volland deutete in jedem der vier Spiele sein Potenzial an. Sei es als Torschütze oder wie gegen die Portugiese­n als Vorlagenge­ber. Großen Druck will er sich angesichts der Transfersu­mme aber gar nicht erst machen. „Wer ist schon 20 Millionen Euro wert? Der Markt ist eben total überhitzt. Für mich gibt es nichts Schöneres, als Fußballer zu sein – ob ich 50 oder eine Million koste, ändert nichts an meiner Spielweise.“

Auf viele der noch teureren Fußballer wird Volland bald in der Champions League treffen. „Ich freue mich auf diese neue Erfahrung. Allein die Hymne zu hören, ist überragend. Das fand ich schon immer als Kind beim Playstatio­n spielen toll.“

Den Offensivma­nn Volland – flexibel, laufstark, körperlich präsent und durchsetzu­ngsstark – wollte Bayer 04 schon im vergangene­n Sommer verpflicht­en. „Die Gespräche liefen überragend“, erklärt Volland, dessen Loyalität zu Hoffenheim aber letztlich siegte. Die schwierige Saison mit drei unterschie­dlichen Trainern warf ihn jedoch zurück und kostete ihn womöglich sein EM-Ticket. Ob er seinen Verbleib bereut? „Ich stehe immer 100 Prozent hinter meinen Entscheidu­ngen“, entgegnet Volland. „Wir hatten mit TSG sicher andere Ziele. Und gerade unter Stevens gab es eine Phase, in der es für mich persönlich nicht so lief. Für meine Persönlich­keitsentwi­cklung hat mir das Jahr aber viel gebracht.“

Trainer Roger Schmidt freut sich, den „Charakter-Spieler“doch noch bekommen zu haben. „Er ist sehr ballsicher, bewegt sich gut, leitet die Bälle gut weiter, und er kann sich auf engem Raum durchsetze­n. Das macht ihn sehr gefährlich.“

Die große Konkurrenz schreckt Volland nicht. „Wenn man alle zwei, drei Tage spielt, ist es wichtig, einen großen Kader zu haben. Es gibt hier keinen, der jede Partie auf dem Niveau durchspiel­t und 50 und mehr Spiele macht“, glaubt er. Er setzt sich hohe Ziele: „Ich würde nicht sagen, dass wir in dieser Saison Meister werden, aber wenn man mal ins Rollen kommt und eine konstante Saison spielt, können wir in Leverkusen auch mal etwas Überrasche­ndes schaffen. Der Abstand auf Dortmund war zuletzt zu groß, wir wollen es wieder spannender machen.“

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