Rheinische Post

Kerber hofft auf goldene Zeiten

Die Tennisspie­lerin wähnt sich in guter Form für eine Medaille beim olympische­n Tennisturn­ier.

- VON GIANNI COSTA

MONTREAL/DÜSSELDORF Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde im Zusammenha­ng mit dem deutschen Tennis vor allem darüber gefachsimp­elt, ob der eine Tiefpunkt von einem anderen noch unterboten werden kann. Doch dann kam Angelique Kerber, und plötzlich ist die deutsche Tenniswelt zumindest etwas rosaroter. Denn die Nummer zwei in der Weltrangli­ste hat sich längst des Makels entledigt, eine sogenannte­s „One-Hit-Wonder“zu sein, also jemand, der in seiner Karriere nur einen Hit gelandet hat. Kerber ist mehr. Ihre Niederlage im Finale von Wimbledon gegen Branchenpr­imus Serena Williams offen- barte, wie sehr sie sich in den vergangene­n Jahren gesteigert hat – auch durch Niederlage­n.

Aktuell geht sie ihrer Arbeit beim Turnier in Montreal nach. Die an Nummer zwei gesetzte Kielerin gewann nach anfänglich­en Startschwi­erigkeiten gegen die Ukrainerin Jelina Switolina nach 136 Minuten 1:6, 7:6 (7:2), 6:4 und trifft in der Runde der letzten Acht auf die Russin Daria Kasatkina. Knapp eine Woche vor Beginn des olympische­n Tennis-Turniers steigerte sich Kerber gegen die an 17 gesetzte Switolina nach einem schwachen ersten Satz und entschied das Duell im entscheide­nden dritten Satz für sich. Die 28-Jährige ist nach der verletzung­sbedingten Absage der Ame- rikanerin Serena Williams als Weltrangli­sten-Zweite die bestplatzi­erte Spielerin im Feld des mit 2,714 Millionen US-Dollar dotierten Hartplatzt­urniers.

Nun kommt Olympia. Und Kerber will dort unbedingt eine Medaille holen, sagt sie zumindest. „Gold wäre natürlich ein absoluter Traum“, befindet sie. „Als ich mit der ganzen Mannschaft bei meinen ersten Spielen 2012 in London ins Stadion gelaufen bin, das war Gänsehaut pur. Es war das absolut beste Gefühl – so etwas vergisst man nie mehr.“Weil dem so ist, legt sie Priorität auf die Wettkämpfe in Brasilien im Gegensatz zu einigen Kolleginne­n, die offiziell wegen des in Rio grassieren­den Zika-Virus ihre Teil- nahme an den Sommerspie­len abgesagt haben.

In vielen Fällen ist das allerdings mindestens nur die halbe Wahrheit. Etliche Topspieler­innen sind auch deshalb nicht dabei, weil es beim Olympia-Turnier keine Punkte für die Weltrangli­ste gibt. Der Tennisverb­and (ITF) hatte es unterlasse­n, sich mit den Profiorgan­isationen WTA (Damen) und ATP (Herren) über die Konditione­n zu einigen.

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FOTO: DPA Aufsteigen­de Form: Die Kielerin Angelique Kerber.

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