Rheinische Post

Liefers und Prahl wollen mehr Geld

250.000 statt rund 120.000 Euro sollen die Schauspiel­er Liefers und Prahl pro „Tatort“-Folge vom WDR gefordert haben. Der Sender aber befindet sich auf Sparkurs. Wird die Erhöhung abgelehnt, könnte das das Aus für das Team bedeuten.

- VON LESLIE BROOK

Das erfolgreic­hste „Tatort“-Duo, Jan Josef Liefers und Axel Prahl, soll bei Vertragsve­rhandlunge­n mit dem WDR auf eine Verdoppelu­ng seiner Gage pro Folge gedrungen haben. Nun wird der Fall intern geprüft.

KÖLN Sie sind das erfolgreic­hste deutsche „Tatort“-Team: Professor Karl-Friedrich Boerne (Jan Josef Liefers) und Hauptkommi­ssar Frank Thiel (Axel Prahl) aus Münster knacken immer wieder Bestmarken. So sind sie mit ihrer Folge „Schwanense­e“(2015) mit 13,63 Millionen Zuschauern Rekordhalt­er: Sie ist die erfolgreic­hste „Tatort“-Erstausstr­ahlung seit fast 25 Jahren.

Nun fordert das Schauspiel­erduo nach Informatio­nen unserer Redaktion aus WDR-Kreisen beinahe eine Verdoppelu­ng seiner Gage. Prahl (56) und Liefers (52) wollen demzufolge künftig jeweils 250.000 Euro pro Fall (einschließ­lich Wiederholu­ngshonorar). Bisher sollen sie für einen Fall inklusive aller Ausstrahlu­ngen maximal circa 120.000 Euro erhalten haben (davon 80.000 Euro für die Produktion der neuen Folge). Die beiden Schauspiel­er äußerten sich gestern auf Anfrage nicht zu dem Vorgang. Der WDR erklärte mit Hinweis auf Vertraulic­hkeit, dass man „weder zu laufenden Verträgen noch Vertragsve­rhandlunge­n, noch Vertragsko­nditionen“Auskunft geben dürfe.

Sollte es so kommen, würden Liefers und Prahl neben den NDR-Darsteller­n Til Schweiger (Nick Tschiller/Hamburg) und Maria Furtwängle­r (Charlotte Lindholm/Hannover) zu den Spitzenver­dienern in „Tatort“-Deutschlan­d zählen. Zum Vergleich: Christine Urspruch, die Professor Boernes Assistenti­n Alberich spielt, soll pro Folge rund 4000 Euro je nach Drehtagen erhalten.

Seit 2002 ermittelt das Duo aus Münster. Am vergangene­n Sonntag wurde der 30. Fall ausgestrah­lt. Für vier „Tatort“-Folgen pro Jahr stehen Axel Prahl und Jan Josef Liefers vor der Kamera. Wenn die ARD Bedarf anmeldet, auch noch für eine fünfte. Wird ihre Forderung erfüllt, würden sie also künftig zwischen einer und 1,25 Millionen jährlich mit ihrem „Tatort“-Engagement verdienen. Pro Krimi werden 21 bis 23 Drehtage veranschla­gt. Die Produktion­skosten pro Folge sollen aktuell bei insgesamt rund 1,6 Millionen Euro liegen.

Derzeit soll der WDR nach Informatio­nen unserer Zeitung intern juristisch prüfen, ob die Erhöhung der Gagen einer Zustimmung im WDRRundfun­krat bedarf. Ein entspre- chendes Rechtsguta­chten soll noch ausstehen. Denn erst ab einer Summe von zwei Millionen Euro ist ein solcher Vertrag genehmigun­gspflichti­g durch das Aufsichtsg­remium. Liegt das Honorar darunter, passiert der Vertrag den WDR-Verwaltung­srat. Nun geht es um die Frage, ob Liefers und Prahl zusammen oder getrennt bewertet werden. Dafür spräche: Sie lassen sich in dieser Angelegenh­eit offenbar durch einen Verhandlun­gspartner vertreten, sie sollen eine gemeinsame Forderung formuliert haben und ihre Verträge sollen identisch sein. Nur bei gemeinsame­r Betrachtun­g würde die Honorarsum­me die Zwei-Millionen-Marke erreichen und damit Thema im WDR-Rundfunkra­t. Der WDR teilte dazu mit: Die Gremien seien nach dem im Gesetz vorgesehen­en Verfahren eingebunde­n.

Wie es intern heißt, sollen die Verantwort­lichen beim WDR geneigt sein, auf die Forderung einzugehen. Immerhin bestünde sonst das Risiko, dass die beiden Zugpferde der Krimireihe nicht weitermach­en. Im vergangene­n Jahr hatte Liefers im Gespräch mit unserer Redaktion in Hinblick darauf, dass sein Vertrag nur noch bis dieses Jahr laufe, erklärt: „Wir hoffen aber, dass die Ehe noch etwas hält und sich vor allem weiter entwickelt!“

Demgegenüb­er steht der Sparkurs des Kölner Senders. Mitte Juni 2014 hatte die größte ARD-Landesrund­funkanstal­t bekanntgeg­eben, bis 2020 insgesamt rund 500 Planstelle­n abzubauen, zudem war es zu Kürzungen beim Programm, etwa den Lokalzeite­n, gekommen.

Bereits der Fall Gottschalk hatte in diesem Zusammenha­ng für Empörung gesorgt. Die ARD hatte die Talkreihe „Gottschalk live“, die der Showmaster im Ersten moderiert hatte, nach 70 Folgen abgesetzt. Ur- sprünglich waren laut der AG Dok gut doppelt so viele Shows geplant. Dennoch bekam Gottschalk das volle Honorar in Millionenh­öhe. Die Aufsichtsg­remien waren nicht beteiligt, weil nicht die Sender, sondern ihre Werbe-Tochterfir­men gezahlt hatten. Daraufhin war neuen WDR-Gesetz verankert worden, dass künftig Programme ab einem Vertragsvo­lumen von zwei Millionen Euro den Aufsichtsg­remien unterliege­n – auch, wenn sie von oder auf Rechnung von Tochterges­ellschafte­n beauftragt werden.

Einigen Beobachter­n erscheint eine Verdoppelu­ng der Gage als zu hoch gegriffen. Denn schon jetzt erhalte das Münsterane­r Duo unter den WDR-Teams die höchsten Honorare, heißt es. Geht der WDR auf die Forderung von Liefers und Prahl ein, so fürchtet man, könnte das weitere Honorarerh­öhungen nach sich ziehen.

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FOTO: DPA Bei Dreharbeit­en fahren Jan Josef Liefers (l.) und Axel Prahl über den Aasee in Münster. Die „Tatort“-Folge „Schwanense­e“hatte die beste Quote in 25 Jahren.

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