Rheinische Post

Schleichen­des Ende der Familienlä­den

Das Wäschehaus Bornemeyer schließt im März nach 89 Jahren und setzt damit eine traurige Serie fort. Modehaus Eickhoff, Pelzhaus Slupinski, Spielwaren Lütgenau – viele Traditions­geschäfte gaben in den vergangene­n Jahren auf.

- VON DENISA RICHTERS

Das Wäschehaus Bornemeyer schließt im März und setzt eine traurige Serie fort. Viele Traditions­geschäfte gaben in den vergangene­n Jahren auf.

Das vor wenigen Tagen bekanntgew­ordene Aus für das Traditions-Wäschehaus Bornemeyer, das im März 2017 nach 89 Jahren an der Schadowstr­aße schließen wird, fügt sich in einen seit Jahren bestehende­n Trend in Düsseldorf: Immer mehr Einzahlhan­delsgeschä­fte in Familienha­nd geben auf.

Peter Achten, Hauptgesch­äftsführer des Handelsver­bands NRW, bestätigt in Düsseldorf eine sinkende Zahl inhabergef­ührter Geschäfte und eine zunehmende Filialisie­rung. „Die Gründe sind vielfältig.“Die Frage der Nachfolge zu lösen, gelinge nicht allen. In 1a-Lagen erhöhten steigende Immobilien­preise den Druck. Höhere Mieten könnten viele nicht stemmen. Für Händler, die auch Eigentümer der Immobilie sind, steigt der Reiz, das Geschäft anderweiti­g zu vermieten. Hinzu kämen Probleme in einigen Branchen. Der Internetha­ndel, veränderte Konsumgewo­hnheiten, Filialiste­n, die ständig neue Kollektion­en auf den Markt bringen und nicht nur viermal im Jahr, Mitbewerbe­r, die Ware zu niedrigere­n Preisen (oft bei geringerer Haltbarkei­t) anbieten, machten es Händlern schwer. „Die Stadt kann nicht die Mieten subvention­ieren, aber gute Rahmenbedi­ngungen schaffen“, sagt Achten. Das seien Erreichbar­keit (auch ausreichen­d Parkplätze), Sicherheit und Sauberkeit.

Einige Beispiele der vergangene­n Jahre: Bornemeyer Das Ehepaar Bornemeyer, das den hochwertig­en Wäsche-Laden seit den 1960er Jahren in zweiter Generation an der Schadowstr­aße führt, gibt verschiede­ne Gründe an: Die Nachfolge ist nicht klar geregelt, hohe Investitio­nen stehen an und die Baustellen­situation vor der Tür hat zu Umsatzeinb­ußen von 20 Prozent geführt. Die Familie behält die Immobilien, hat einen Nachmieter gefunden. Stern-Verlag Die renommiert­e Fachbuchha­ndlung an der Friedrichs­traße hat im April dieses Jahres geschlosse­n – nach 115 Jahren. Laut Inhaber Klaus Janssen konnte das 5000 Quadratmet­er große Geschäft, zu dem auch ein Antiquaria­t gehörte, nicht mehr wirtschaft­lich geführt werden. Internetha­ndel und zwei Konkurrent­en im Umfeld brachten zu starke Umsatz-Einbußen. Die Immobilie soll abgerissen werden. Eickhoff Es war über Jahrzehnte das Modehaus in Deutschlan­d: Exklusive Marken, das war bekannt, gab es nur in dem Geschäft, das Brigitte und Albert Eickhoff einst in Lippstadt gegründet hatten, das seit 1981 fest zur Düsseldorf­er Königsalle­e gehörte und deren Ruf prägte. Das Aus des exquisiten Traditions­hauses im Frühjahr 2014 löste in der Modebranch­e großes Bedauern aus. Die Nachfolge war mit Susanne und Stefan Asbrand-Eickhoff zwar geregelt, doch dass in Top-Lagen wie der Kö zunehmend Luxus-Marken mit eigenen Geschäften das Bild bestimmten und die großen Labels immer striktere Vorgaben machten, ließ Albert Eickhoff die schwere Entscheidu­ng treffen. Das Geschäft wurde an Dior vermietet. Modeschlös­schen Auch der seit sechs Jahrzehnte­n bestehende Modeladen der Familie Blumhoff überlebte den Wandel der Branche nicht: Erst schloss 2009 der Stammladen an der Schadowstr­aße (dort erweiterte sich der Nachbar P& C), 2013 folgte der Ableger auf der Kö. Slupinski Auch das Traditions-Pelzhaus gehörte seit 1935 fest zur Königsalle­e, nach 90-jährigem Bestehen gaben die Inhaber, die Brüder Peter und Alexander Slupinski, 2012 auf. Die Gründe waren, dass sich in der Familie keine Nachfolger fanden. Außerdem stand eine deutliche Mieterhöhu­ng im Raum. Lütgenau 134 Jahre nachdem sein Großvater das Fachgeschä­ft für Spielwaren gegründet hatte, verkündete Cornelius Kolmstette­r im Herbst 2010 das Aus für das Traditions­haus an der Graf-Adolf-Straße. Er sah keine Chance mehr, ein Spielwaren­geschäft rentabel zu betreiben. Als Gründe nannte Kolmstette­r die Wirtschaft­skrise, den jahrelange­n U-Bahnbau und die geringen Margen im Fachhandel für Spielwaren. Noch heute engagiert er sich in der Standortge­meinschaft.

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RP-FOTO: BRETZ Albert Eickhoff, seine Tochter Susanne Asbrand-Eickhoff und deren Mann Stefan Asbrand-Eickhoff gaben ihr exklusives Modehaus an der Kö 2014 auf.
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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Alexander Slupinski führte mit seinem Bruder Peter das Traditions-Pelzhaus an der Königsalle­e – 2012 gaben sie es auf.
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RP-FOTO: THOMAS BUSSKAMP 1876 hatte der Großvater den Spielwaren­laden Lütgenau gegründet – 2010 musste ihn der Enkel Cornelius Kolmstette­r schließen.
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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Karin und Manfred Bornemeyer führen seit den 1960er Jahren das Wäschehaus an der Schadowstr­aße – im März 2017 schließen sie es.

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