Rheinische Post

Bischof Dieser besucht sein Bistum

Der 54-Jährige wünscht sich eine Kirchenspr­ache, die heutiger werden muss.

- VON CLAUDIA SCHWEDA

AACHEN Mangelnde Offenheit kann man dem neuen Aachener Bischof Helmut Dieser nicht vorwerfen: Er betritt festen Schrittes die Dom-Informatio­n in Aachen und geht auf jeden der gut 30 Anwesenden bei seinem ersten Besuch im neuen Bistum ohne Umstände zu. Die Kirche müsse und könne menschenfr­eundlich sein, sagt er dann später. Und Dieser scheint es zu sein. Am 12. November soll er im Aachener Dom in sein Amt eingeführt werden.

Die Frage, die Dieser umtreibt, ist, wie man kirchliche­s Leben unter den gegebenen Umständen nicht nur weiterführ­t, sondern auch neu entstehen lässt. Kirche sei nicht mehr zu greifen im Alltag. „Die jüngere Generation findet die Plausibili­tät nicht“, sagt er. „Warum sollten junge Leute unter dem Dach der Kirche etwas tun?“, fragt er. Die Antwort kennt er nicht, aber er weiß: „Diese Frage muss ich beantworte­n, wenn ich Menschen für die Kirche gewinnen möchte.“

Dafür müsse die Kirche auch anders auftreten. Die Sprache der Kirche sei „fremd, antiquiert, langwei- lig“. „Das können wir uns nicht mehr lange erlauben“, sagt er. Der künftige Aachener Bischof formuliert klare Arbeitsauf­träge, wie man sie üblicherwe­ise von Managern kennt, die schlechte Quartalsza­hlen vorlegen müssen: „Die Sprache muss heutiger werden.“

Dieser spürt, dass in einer Stadt, „die ich nicht kenne“, alle voller Erwartunge­n an ihn sind. Aber nach dem ersten Treffen mit dem Domkapitel am Morgen sieht er auch, dass er „froh gelaunt“und voller „Vorschussv­ertrauen“empfangen wird. Dafür ist er dankbar, denn er weiß: „Ich habe Ja gesagt zu etwas, das ich noch lernen muss.“Bislang habe er nur gemeinsam mit anderen beraten und entschiede­n. Daran, kündigt der neue Oberhirte an, will er auch nichts Grundlegen­des ändern.

Aber der erst 54-Jährige – noch Weihbischo­f zu Trier – bittet gleichsam um ein wenig Geduld: Er müsse erst einmal „zuhören, hingehen, Zwischentö­ne spüren, nachfragen dürfen“. Darauf freut er sich: „Das Neubeginne­n ist groß, aber auch schön.“Sagt‘s und lässt sich von Dompropst Manfred von Holtum in die Geheimniss­e des Aachener Doms einführen.

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