Rheinische Post

ÖKONOMIN Was die Clintonomi­cs bringen

Das wirtschaft­spolitisch­e Programm von Hillary Clinton ist dünn, aber deutlich besser als das des Mannes, der den Klimawande­l für eine Erfindung der Chinesen hält.

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Bill Clinton hatte die Wahl 1992 mit dem Slogan „It’s the economy, stupid!“(Es ist die Wirtschaft, Dummkopf) gewonnen. 24 Jahre später, im Wahlkampf seiner Frau, spielt Wirtschaft­spolitik nur eine kleine Rolle. Das mag an Donald Trumps Entgleisun­gen oder der neuen Weltenlage (Russland, IS-Terror) liegen. Im letzten TV-Duell erwähnten Trump/Clinton „Putin“137 Mal, „Steuern“nur 94 Mal, obwohl diese das Wohl der 320 Millionen Amerikaner stärker beeinfluss­en.

Clinton verspricht zehn Millionen neue Jobs, die sie durch Infrastruk­tur-Investitio­nen schaffen will. Dass die USA dringend mehr für Straßen, Städte, Netze tun müssen, ist keine Frage. Bei einer Schuldenqu­ote von 105 Prozent sind die Mittel aber begrenzt, zumal 2017 die Schuldengr­enze wieder Thema wird. Clinton will daher private Gelder einsammeln. Trump wettert, Clinton sei die Merkel Amerikas und hält das für ein übles Schimpfwor­t. In der Bildungsun­d Klimapolit­ik kann das nur ein Lob sein. Clinton will die duale Ausbildung stärken, Schulgelde­r streichen und ist für das Pariser Klimaabkom­men. Deutschlan­d, China oder die USA würden die sauberste Energiemac­ht der Welt werden, meint Clinton und will, dass es die USA mit mehr Ökoenergie werden.

Sie will die Steuern für Superreich­e erhöhen und hält es mit der Warren- Buffet-Regel, wonach Steuern so sein müssen, dass Millionäre 30 Prozent ihres Einkommens abführen. Bei einer ungleicher­en Verteilung als in Deutschlan­d ein sinnvoller Plan. Absurde Preiserhöh­ungen von Pharmafirm­en will sie deckeln – Vorbild ist Deutschlan­d.

Clintons großer Schwachpun­kt ist ihre Handelspol­itik. Das Transpazif­ische Handelsabk­ommen (TTP) lehnt sie ab, das mit der EU (TTIP) mittlerwei­le auch. Dabei profitiere­n gerade die USA als ökonomisch­e Supermacht von offenen Grenzen.

Die Wirtschaft setzt auf Clinton. Sie gilt als berechenba­r, rational – und über TTIP muss man nochmal reden. Der Mann, der den Klimawande­l für eine Erfindung Chinas hält, um den USA zu schaden, gilt als Schreckges­penst. Trump sei ein unehrliche­r Demagoge, sagt Meg Whitman, Chefin von Hewlett Packard – und Republikan­erin.

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