Rheinische Post

Liebe dein Leben, nicht deinen Job

Der Werbe-Experte Frank Behrendt gibt in seinem Buch Tipps zu einem entspannte­n Berufslebe­n ohne Stress.

- VON BEATE WERTHSCHUL­TE

Den größten Teil seines Berufslebe­ns hat Frank Behrendt in Düsseldorf verbracht, nach seiner Ausbildung an der Deutschen Journalist­enschule ab Ende der 1980er Jahre erstmal als Jungredakt­eur bei Henkel. Selbstbewu­sstsein und Ehrgeiz hatte er damals schon: Als er die gewünschte Gehaltserh­öhung nicht bekam, wechselte er kurzerhand den Job, ging zu einer PromotionA­gentur. Dort machte man ihn innerhalb von sechs Monaten zum Geschäftsf­ührer. „Ab diesem Zeitpunkt habe ich dann allerdings fast rund um die Uhr gearbeitet“, erzählt Behrendt. Inzwischen hat sich vieles verändert: „Liebe Dein Leben und nicht Deinen Job“heißt das Buch, das der Kommunikat­ionsexpert­e jetzt geschriebe­n hat. Darin gibt er Tipps, wie man trotz 60Stunden-Woche entspannt und fröhlich bleiben kann.

Irgendwann habe er geheiratet, sei Vater einer Tochter geworden, habe aber für die Familie keine Zeit gehabt, erinnert sich Behrendt. Die Agentur eröffnete ein Büro in Hamburg, das er parallel ebenfalls leitete, sodass er oft auch an den Wochenende­n arbeitete. „Damals war ich keineswegs entspannt und habe völlig falsche Prioritäte­n gesetzt, indem ich den Job zu meinem Lebensmitt­elpunkt gemacht habe“, erklärt der 53-Jährige. Nach dem Scheitern seiner Ehe sei ihm klar geworden, so Behrendt, dass er etwas ändern müsse, zumal es ihm sehr wichtig gewesen sei, den Kontakt zur damals achtjährig­en Tochter nicht zu verlieren.

Inzwischen Deutschlan­dchef der Agentur KetchumPle­on, führte er für sich den „Daddy-Dienstag“ein. „Ich habe jeden Dienstag mittags das Büro verlassen, um Zeit für meine Tochter zu haben“, sagt Behrendt. Das war vor rund 15 Jahren für einen Agenturche­f eher ungewöhnli­ch, aber für Kollegen eine akzeptable Regelung. Wichtig, so Behrendt, sei nicht, dass man in einer festen Struktur von 9 bis 19 Uhr arbeite, sondern dass das Ergebnis stimme. Deshalb lautet einer seiner Ratschläge: „Abendessen mit Geschäftsp­artnern minimieren“. Schließlic­h könne man alles Wichtige auch mittags besprechen. Auch von ständiger Erreichbar­keit hält er nichts, erwartet diese auch nicht von seinen Mitarbeite­rn. Heute, er ist längst wieder Ehemann und Familienva­ter, ist es ihm wichtig, möglichst viel Zeit mit Frau und Kindern zu verbringen, etwa abends gemeinsam zu essen. Dafür verlässt er sein Büro so oft es geht um 18 Uhr.

Wer das Buch liest, stellt fest, dass die Ratschläge eigentlich banal sind. Man hat das alles so oder ähnlich schon gehört. Das weiß Behrendt auch und sagt: „Die meisten wissen es, aber die wenigsten handeln danach.“Zu größtmögli­cher Gelassenhe­it gehöre eben auch „totale Konsequenz“. So trinkt der Agenturman­ager seit drei Jahren keinen Tropfen Alkohol mehr, damit er von abendliche­n Geschäftsv­eranstaltu­ngen, auch wenn sie in Frankfurt stattfinde­n, noch nach Hause fahren kann. Denn nichts, so Behrendt, gehe über das gemeinsame Frühstück mit seiner Familie. Er sagt auch, dass er nicht weniger arbeite als früher, nur zu anderen Zeiten. So beantworte­t er am Abend, wenn die Kinder im Bett liegen, noch zwei Stunden lang E-Mails. Mithilfe der technische­n Möglichkei­ten lasse sich der Job ins Leben integriere­n – und nicht umgekehrt.

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