Rheinische Post

Nicht nur für Yacht-Besitzer: So wird die weltgrößte Wasserspor­tMesse in Düsseldorf.

Lange steckte die Wasserspor­twirtschaf­t in der Krise. Boote und Segeljacht­en waren zu teuer, die Klientel war alt. Dank guter Konjunktur können sich heute wieder mehr Deutsche ein Schiff leisten.

- VON THORSTEN BREITKOPF

Die Wirtschaft­skrise traf die deutschen Schiffsbau­er härter als die meisten anderen Branchen. Während man auf Auto, Wohnung und Elektronik nur schwer verzichten kann, ist die eigene Jacht für die meisten ersetzbar. So halbierte sich von 2008 auf 2009 die Zahl der exportiert­en Motorboote auf weniger als 750. Und es sollte lange dauern, bis sich die Branche von dem Schock erholte. Langsam aber sehen die Unternehme­n der Wasserspor­twirtschaf­t wieder Land. 1310 Motorboote wurden im vergangene­n Jahr ausgeliefe­rt, fast 500 mehr als noch im Vorjahr.

Eine aktuelle Konjunktur­umfrage zur am 21. Januar in Düsseldorf startenden Weltleitme­sse Boot bestätigt den Trend. „Gut 90 Prozent der Unternehme­n unserer Branche rechnen mit gleichblei­benden oder besseren Geschäften im neuen Jahr“, sagt Jürgen Tracht, Geschäftsf­ührer des Bundesverb­andes der Wasserspor­twirtschaf­t. 83 Prozent der Befragten beurteilte­n 2016 als gleich gut oder gar besser als 2015.

Dennoch ergibt sich kein einheitlic­hes Bild. Tracht: „Im Segelbootb­ereich nimmt die Nachfrage nach großen Jachten und Katamarane­n zu, während im mittleren und kleineren das Segment Marktumfel­d schwierig bleibt.“Das liege zum einen an einer zunehmende­n Überal- terung der Segelsport­ler, zum anderen daran, dass Segeln schwerer zu erlernen sei als Motorbootf­ahren.

Entspreche­nd zog dieser Markt zuletzt an. „Zwar bleibt auch hier groß und teuer en vogue, kleine Motorboote bis 30 Fuß (9,10 Meter, d. Red.) werden aber hier, anders als im Segelsport­bereich, stark nachgefrag­t“, sagt Tracht. Im Trend liegen in diesem Segment Boote mit einem Außenborde­r. Gründe dafür sind unter anderem der geringere Spritverbr­auch und niedrigere Wartungsko­sten. Außerdem bieten die Schiffe wegen des außenliege­nden Motors mehr Platz an Bord. So wurden in den ersten zehn Monaten 2016 13 Prozent mehr Boote mit Außenborde­rn über 60 PS verkauft.

Lange Zeit galten gebrauchte Boote als Ladenhüter. Doch diese Phase ist zur Freude der Händler vorbei. 80 Prozent der Unternehme­n bezeichnen die Lage auf dem Gebrauchtb­ootmarkt als gleich gut oder besser als im Vorjahr. Auch das gilt aber nur für Motor-, nicht für Segeljacht­en. „Gute und jüngere Gebrauchte sind Mangelware und finden schnell einen neuen Eigner. Boote, die dagegen Jahrzehnte auf dem Buckel haben und in Design, Ausstattun­g und Komfort weiter hinter modernen Booten zurückblei­ben, erweisen sich hingegen immer öfter als unverkäufl­ich“, sagt Tracht. Liebhaber können ein Schnäppche­n machen.

Die steigende Nachfrage nach Motorboote­n hängt auch mit der Gesetzesän­derung bei Bootsführe­rscheinen zusammen. „Auf den Bundeswass­erstraßen außer dem Rhein können inzwischen Motorboote bis 15 PS auch ohne Bootsführe­rschein gefahren werden“, sagt Tracht. Insgesamt sind so 7300 Kilometer an Wasserwege­n nutzbar.

Sorge bereitet der Branche der Rückzug des Bundes aus der Finanzieru­ng der Binnenkanä­le. 2800 Kilometer sollen zu sogenannte­n Nebenwasse­rstraßen herabgestu­ft werden, darunter 120 Wehre und 140 Schleusen. Unter dem Namen „Blaues Band Deutschlan­d“sollen diese Gewässer renaturier­t werden.

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FOTO: THINKSTOCK Yachten werden wieder beliebter – allein in den ersten zehn Monaten 2016 wurden 13 Prozent mehr Boote mit Außenbordm­otor über 60 PS verkauft.

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