Rheinische Post

Bürger wollen mehr Sicherheit an U-Bahnen

Rheinbahn sieht die technische­n Sicherheit­smöglichke­iten ausgereizt.

- VON OLIVER BURWIG

Mindestens drei Jahre lang hat es keinen Unfall an der Kreuzung Kaiserswer­ther Straße/Stockumer Kirchstraß­e gegeben, an dem Fußgänger und Bahnen beteiligt gewesen sind. Das besagt die Statistik der Polizei, in der Bahnüberwe­ge auch nicht als Unfallschw­erpunkte auftauchen. Doch nach dem Tod einer 22-Jährigen, die an der dortigen Haltestell­e überfahren wurde, fordern Bürger bessere Sicherunge­n.

„Es ist traurig, wenn die Sache einfach als ,erledigt‘ abgestempe­lt wird“, sagt Thomas von Wriechen. Der Anwohner hatte an der Fußgängerf­urt, an der Blumen an die getötete junge Frau erinnern, selbst einmal beinahe einen gefährlich­en Zusammenst­oß mit einer U-Bahn. Bekannten sei es ähnlich ergangen. Seiner Meinung nach müsse man sich „etwas Besseres“einfallen lassen als die vorhandene­n Blinklicht­er und Warntöne, beispielsw­eise ein Umlaufgitt­er, wie es bereits an vielen anderen Stationen steht.

Die junge Frau soll beim Zusammenst­oß mit der Bahn Kopfhörer getragen haben. Signallich­ter im Boden könnten vor der nahenden Bahn warnen, glaubt von Wriechen: „Smartphone­s und Kopfhörer sind nicht mehr wegzudenke­n. Wir müs- sen uns die Frage stellen, ob diese Warnsignal­e noch zeitgemäß sind.“

Die sogenannte­n Bodenampel­n halten Polizei und Rheinbahn allerdings für wenig sinnvoll. „Nach jedem tragischen Unfall gibt es eine Diskussion über die Sicherheit an den Übergängen“, sagt RheinbahnS­precher Georg Schumacher. Dann würden stets mehr Warnsignal­e gefordert. Bodensigna­le seien unnö- tig, weil sowohl eine Noppenplat­te als auch eine gezackte weiße Markierung auf dem Boden, sogenannte „Haifischzä­hne“, schon die Aufmerksam­keit erhöhten: „Wer ein Handy benutzt und Stöpsel im Ohr hat, dem kann ich alles anbieten – er bekommt trotzdem unter Umständen nichts davon mit.“

Platz für Umlaufgitt­er, die aus Sicht der Rheinbahn vor allem an weniger stark frequentie­rten Bahnsteige­n eine gute Lösung seien, gebe es nicht überall – und nicht an jeder Haltestell­e seien sie praktikabe­l. Gerade an der Kaiserswer­ther Straße sei es oft so, dass aus einer einzigen Bahn hunderte Messebesuc­her ausstiegen, die die Gitter gegebenenf­alls umlaufen würden und damit für weitere Gefahren sorgen.

Auch die Koppelung des Bahnverkeh­rs an die Ampelphase­n der Fußgängerü­berwege habe sich bei einem Test an der Kölner Straße als schlecht herausgest­ellt; Fußgänger gingen bei den längeren Wartezeite­n einfach bei Rot und verlören noch mehr den Respekt vor Ampeln.

Mehr Sicherheit­sanlagen suggeriere­n laut Schumacher auch, dass im Straßenver­kehr alles geregelt und jedes Gefahrenpo­tenzial minimiert sei. Signale seien wichtig, wichtiger bleibe aber der Überlebens­instinkt der Fußgänger: „Wenn du vor den Gleisen stehst, guckst du, ob eine Bahn kommt.“Gelbe Blinklicht­er überließen, anders als Ampeln, Fußgängern die Entscheidu­ng, ob sie gehen wollen oder die Bahn erst vorbeifahr­en lassen. Daher könnten laut Schumacher Fahrer nicht immer davon ausgehen, dass ein herannahen­der Fußgänger auch stehenblei­bt, und seien daher angewiesen, defensiv zu fahren.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ An der Haltestell­e „Messe Ost/Stockumer Kirchstraß­e“haben betroffene Bürger Blumen niedergele­gt.

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