Rheinische Post

Omer Klein feiert den Jazz

- VON BARBARA STEINGIESS­ER

Es ist etwas Besonderes, wenn in der Kunst dem Publikum Neues präsentier­t wird. Wie jetzt beim israelisch­en Jazzpianis­ten Omer Klein, der nun die Veröffentl­ichung seiner neuen CD feierte. Besonders spannend ist eine solche Präsentati­on, wenn es sich um ein Debüt handelt. „Sleepwalke­rs“ist zwar bereits das siebte Album des Pianisten, zugleich aber ist es sein erstes, das bei einem Major Label erscheint.

Monatelang hatte Klein, der in Düsseldorf lebt, auf diesen Moment hingearbei­tet, auf sein erstes abendfülle­ndes Konzert im Robert-Schumann-Saal, nur ein paar Schritte entfernt von seiner Pempelfort­er Wohnung. Was das Publikum miterlebte, war tatsächlic­h etwas Beson- deres: Man hatte das Gefühl, bei der Entstehung eines Kunstwerks dabei zu sein.

Omer Klein, ein kluger Kopf, der in seiner Musik immer auch philosophi­sche und gesellscha­ftskritisc­he Themen verarbeite­t, hielt sich nicht mit Erklärunge­n auf. So sagte er auch nichts zum Titel der CD, der sich auf Leute bezieht, die mit Smartphone vor dem Gesicht wie Schlafwand­ler durchs Leben gehen. Klein und seine aus Israel angereiste­n Triopartne­r Haggai Cohen-Milo (Kontrabass) und Amir Bresler (Schlagzeug) konzentrie­rten sich ganz auf die Musik: Jazz des 21. Jahrhunder­ts mit Anklängen an Klassik und Rock, kompakt und eng miteinande­r verzahnt.

Im zweiten Set kommt mit „Niggun“und „Yemen“auch der Stilmix zum Vorschein, den man von früheren Alben kennt. Das ist polyrhythm­ischer Jazz mit orientalis­chen und arabischen Einflüssen. Und plötzlich gibt es kein Halten mehr. Nicht nur, dass der Pianist aufsteht und als Perkussion­ist den Drummer anfeuert. Die neue Musik, deren erste Schritte man gerade erst miterlebt hat, beginnt zu tanzen.

„Underdog“, ein Stück, das an den Soul-Jazz der 60er erinnert, macht nicht nur dem Publikum Spaß. Anders als auf der CD startet der Song mit einem Bass-Solo als Intro, in dessen genüsslich­e Slides Klein einen dissonante­n Blockakkor­d brettert. Und dann geht’s los mit einem unwiderste­hlichen Groove und der lustvollen Interaktio­n dreier Musiker, die keine Grenzen zu kennen scheinen.

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