Opel-Mitarbeiter zittern weiter um Standorte
BERLIN (dpa) Die gut 18.000 OpelBeschäftigten in Deutschland müssen weiter zittern. Der französische Autobauer PSA Peugeot-Citroën hat sich gegenüber Politik und Gewerkschaften noch nicht festgelegt, was mit den deutschen Standorten und Arbeitsplätzen passiert. Laut „Bild am Sonntag“hat Peugeot der Bundesregierung immerhin signalisiert, Opel bei einer Übernahme eigenständig weiterzuführen und alle deutschen Standorte zu erhalten. Demnach könnten bis Ende 2018 in Deutschland betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen werden, bis mindestens 2020 würden Investitionszusagen für die Werke in Rüsselsheim, Kaiserslautern, Eisenach sowie das Ersatzteilzentrum in Bochum gelten.
RÜSSELSHEIM Die Verhandlungen über den Zusammenschluss von PSA Peugeot mit Opel kommen voran. Bis zum Genfer Autosalon im März sollen die Verträge unterzeichnet sein. Die Kartellwächter sehen die Übernahme gelassen. „Die Kartellbehörden werden den Markt sorgsam analysieren“, sagte Achim Wambach, Chef der Monopolkommission und des Zentrums für Europäische Wirtschaftsfor- schung (ZEW), unserer Redaktion. „Durch den Zusammenschluss entsteht das zweitgrößte Fahrzeugunternehmen in Europa. Derzeit haben PSA wie auch Opel einen Marktanteil im PKW-Markt in Europa von jeweils unter zehn Prozent. Das ist für sich genommen keine kritische Größe.“Um den Wettbewerb im Autosektor müsse man sich wenig Sorgen machen. „Aus der ZEW Innovationserhebung wissen wir, dass der Fahrzeugbau die innovationsstärkste Branche in Deutschland ist.“ Elektromobilität und Digitalisierung hätten dem Markt zusätzliche Dynamik gegeben. Kritisch sieht Wambach mögliche politische Einflüsse: „Grundsätzlich wäre es wünschenswert, wenn die Fusion von den Behörden nur unter wettbewerblichen Aspekten bewertet würde. Allerdings erregt ein Zusammenschluss dieser Größenordnung immer auch politische Aufmerksamkeit, insbesondere wenn wie in diesem Jahr in Frankreich und Deutschland Wahlen anstehen.“
Unklar ist noch, ob die Franzosen bereits am Donnerstag Eckpunkte für die Übernahme vorlegen und welche Zusagen sie darin für die deutschen Standorte machen. Die Opel-Mutter General Motors verhandelt seit Längerem mit dem französischen Staatskonzern.
Auto-Experte Ferdinand Dudenhöffer geht davon aus, dass PSAChef Carlos Tavares mit der Fusion nicht auf Marktgewinne, sondern auf Kostensenkungen zielt. Wenn Tavares pro Jahr mit Opel 300 Mil- lionen Euro Gewinne machen wolle, müsse Opel 500 Millionen einsparen, so der Chef des Car-Instituts der Uni Duisburg-Essen. „Dabei kann man Schließung von Werken nicht ausschließen“, das Werk Eisenach habe bereits Kurzarbeit. Nach üblichen Abfindungsregeln würde dieser Personalabbau 750 Millionen Euro kosten. „Das wird den Deal nicht verhindern“, meint Dudenhöffer. Schließlich würde eine gestutzte Opel die Kosten schon nach zwei Jahren einspielen.