Borussia scheitert an effektivem Leipzig
Beim 1:2 lassen die Gladbacher viele Torchancen, darunter durch Thorgan Hazard einen Foulelfmeter, aus. Die Summe akzeptabler Proteste der Borussen-Fans gegen das Red-Bull-Projekt befleckt ein Banner mit einer verbalen Entgleisung.
MÖNCHENGLADBACH Das Spiel gegen RB Leipzig war gestern eine Herausforderung für Borussia Mönchengladbach. Sportlich, aber auch fan-kulturell. Nach den gewalttätigen Entgleisungen der Dortmunder Fans vor zwei Wochen wollten die Gladbacher eine andere Art der Kritik zeigen. Die Borussia-Ultras hatten zum Stimmungsboykott aufgerufen, was dazu führte, dass die kleine Reisegruppe aus Sachsen erst mal akustisches Oberwasser hatte im Borussia-Park. Nach 19 Minuten ging es dann aber wieder um den Support des eigenen Teams. Schweigen, dazu Plakate aus der Kategorie „Politik statt Polemik“( „Verein für Leidenschaft vs ERkaufte Betriebssportgruppe“, „Traditionsverein seit 1900“) plus erklärende Worte im Ultra-Magazin „Blockflöte“– mit dieser Art des Protests gegen das Fußballprojekt aus dem Osten zeigten die Gladbach-Fans, dass man sich dem Thema auch durchaus niveauvoll widmen kann.
Ein Plakat jedoch lag deutlich neben der Spur: „Wir verurteilen jeden geworfenen Stein der Euch Kunden nicht getroffen hat“, stand darauf in Anspielung auf die Dortmund-Ereignisse. Die Urheber dieser Worte befleckten den Gesamteindruck des Leipzig-Protests.
Die sportliche Herausforderung, nämlich die, die Negativserie des betuchten Aufsteigers fortzusetzen und somit den eigenen Lauf (zuvor drei Siege) auszubauen, bestanden die Borussen nicht. Sie scheiterten an der fehlenden Effizienz – und genau die legten die Gäste an den Tag. Emil Forsberg (31.) und Timo Werner (55.) erzielten die Tore für RB, während die Borussen sogar eine Elfmeter-Chance ungenutzt ließen, weil Thorgan Hazard vom Punkt an Peter Gulacsi scheiterte.
Hazard hatte schon die erste Chance des Spiels, traf da aber aus spitzem Winkel nur das Außennetz. Dann schoss er aus 16 Metern weit über das Tor und vergab den Elfmeter. Es war bereits der dritte von vier Elfmetern, die Gladbach in dieser Bundesligasaison verschossen hat, zum ersten Mal in der BundesligaGeschichte vergab Borussia drei Elfmeter in Folge (vorher zwei gegen den HSV). Hazard hätte die Geschichte des Spiels demnach schon vor der Pause umschreiben können, doch so setzte sich fort, was die Borussen schon beim 1:0 in Bremen (als es noch gut ausging) und beim 0:1 in Florenz in der Europa League als Problem ausgemacht hatten: Die Torchancenverwertung ist derzeit nicht konsequent genug.
Nur der Kopfball von Jannik Vestergaard, der damit sein Debüt-Tor für Gladbach schaffte, fand den Weg ins Ziel, das war zu wenig gegen die konsequenten Leipziger, die nach zuvor drei Niederlagen den Trend stoppten. Borussia dagegen hat nun zweimal in Folge daheim verloren, erst 0:1 gegen Florenz in der Europa League und nun eben gegen Leipzig. Damit wurde der Sprung in die obere Tabellenhälfte verpasst.
Das ist ärgerlich, weil mehr möglich war. „Die effektivere Mannschaft hat heute gewonnen. Leipzig hat die Torchancen zum richtigen Zeitpunkt gehabt und diese konsequent genutzt“, stellte Borussias Trainer Dieter Hecking aber fest. Am Donnerstag in Florenz ist sein Team zum Toreschießen verdammt. Es muss in der Toskana gewinnen, um weiter europäisch unterwegs sein zu können. Hecking kennt den Arbeitsauftrag für die nächsten Tage. „Im Endeffekt müssen wir bei solchen Spielen noch zwingender im Strafraum werden“, sagte er.