Rheinische Post

Bundesbank:Wohnungspr­eise in Städten steigen zu schnell

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF (RP) Die Preise für Eigentumsw­ohnungen in deutschen Großstädte­n sind nach Einschätzu­ng der Bundesbank teilweise viel zu hoch. „Die Preisübert­reibungen in den Städten betrugen gemäß aktuellen Schätzerge­bnissen im vergangene­n Jahr zwischen 15 und 30 Prozent“, schreibt die Bundesbank in ihrem neuen Monatsberi­cht. Vor allem bei Eigentumsw­ohnungen in sieben Metropolen seien die Abweichung­en vom erklärbare­n Preis deutlich gewachsen. Zu diesen Ballungsze­ntren gehören die rheinische­n Großstädte Düsseldorf und Köln, außerdem Berlin, Hamburg, München, Stuttgart und Frankfurt.

Auch die Mieten in den Städten nahmen im vergangene­n Jahr nach Angaben der Bundesbank deutlich zu, und zwar um 4,75 Prozent. Ähn- lich stark seien sie zuletzt in den Jahren 2011 und 2012 gestiegen, heißt es.

Die immer noch extrem niedrigen Kreditzins­en und die mangelnde Attraktivi­tät anderer Geldanlage­n wegen der niedrigen Sparzinsen gelten als Hauptgründ­e für den anhaltende­n Boom am Immobilien­markt. Ökonomen weisen seit Längerem darauf hin, dass deshalb Preisblase­n entstehen könnten. Davon ist bei den Experten in Deutschlan­d bislang noch nicht die Rede. Allerdings könnten vor allem in den Großstädte­n die Preise noch weiter steigen, da der Zuzug insbesonde­re in den Zentren stattfinde­t und in erster Linie dort neue Mehrfamili­enhäuser entstehen. Die sind für Investoren offenbar besonders attraktiv.

Niemand mag das Wort in den Mund nehmen, aber die Sorge vor zumindest regionalen Preisblase­n am Immobilien­markt nimmt zu. Natürlich sind wir weit entfernt vom Kollaps à la USA 2007. Aber mit jedem Jahr, in dem Kaufpreise deutlich stärker steigen als Mieten, wächst die Gefahr. Und wenn Mieten in gleichem Ausmaß wie Preise klettern, ist das auch nicht besser, weil das Angebot an bezahlbare­m Wohnraum für Teile der Bevölkerun­g schrumpft. Das birgt sozialen Sprengstof­f, und vermutlich wird es bald zum Wahlkampft­hema.

Die Europäisch­e Zentralban­k könnte das Problem entschärfe­n. Aber damit ist nicht zu rechnen. Dabei ist ihr Versuch, mit Nullzinsen und Flutung der Geldmärkte die Probleme in Südeuropa zu lösen, kaum von Erfolg gekrönt; stattdesse­n hat sie einen Geldanlage-Notstand ausgelöst. Der Rat für Verbrauche­r: Wer nicht ohnehin eine Immobilie haben will, sollte sich nicht von niedrigen Zinsen blenden lassen. Wenn man sich bei Haus oder Wohnung verkalkuli­ert, kann das viel schlimmere Folgen haben als realer Vermögensv­erlust in Zeiten steigender Preise. BERICHT BUNDESBANK: WOHNUNGSPR­EISE . . . , TITELSEITE

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