Trump-Besuch entzweit die Briten
1,8 Millionen Bürger wollen die Queen vor dem US-Präsidenten schützen.
LONDON Der Kontrast könnte größer nicht sein. Auf der einen Seite eine 90-jährige, distinguierte Dame, die nichts mehr hasst als schlechte Manieren. Auf der anderen Seite ein Großmaul, das schon getönt hat, dass man Frauen nur in den Schritt greifen müsse, um bei ihnen zu landen. Wie soll das zusammenpassen, wenn Elizabeth II. US-Präsident Donald Trump im Buckingham-Palast empfängt? Das zumindest haben sich mehr als 1,8 Millionen Briten gefragt und eine Petition unterzeichnet, die danach ruft, Trump keinen Staatsbesuch zu gewähren.
Gestern debattierte das Unterhaus diese sowie eine Gegen-Petiti- on, wonach Trump ausdrücklich kommen soll. Den Gegenentwurf unterzeichneten aber nur rund 300.000 Briten. Doch was auch immer für oder gegen einen Besuch Trumps gesagt wurde – es wird keinen Unterschied machen für die Regierung. Die Einladung, verkündete ein Sprecher, sei ausgesprochen und angenommen worden. Donald Trump wird kommen. Nur den Termin hat man noch nicht festgelegt, er scheint jetzt vom frühen Sommer in den Herbst zu rutschen.
Die Queen selbst hat gar keine Wahl. Sie muss empfangen, wen ihre Regierung als Staatsgast gerade für opportun hält. Doch Elizabeth wird die Sache gelassener sehen als manche ihrer Landsleute. Die Queen hat schon vielen unangenehmen Zeitgenossen wie etwa dem Rumänen Nicolae Ceausescu, dem Syrer Baschar al Assad oder Robert Mugabe aus Simbabwe die Hände schütteln müssen.
Während Trumps Besuch das Unterhaus beschäftigte, begannen im Oberhaus gestern die zweitägigen Brexit-Verhandlungen. Premierministerin Theresa May mahnte, das Parlament dürfe die Zeit zum Beginn der Verhandlungen nicht unnötig in die Länge ziehen, sondern müsse tun, „was das britische Volk will“. Nachdem das Unterhaus dem Brexit bereits zugestimmt hat, können die Mitglieder des Oberhauses den EU-Austritt zwar nicht mehr kippen, wohl aber verzögern.