Erstliga-Mittelfeld rückt zusammen
Neun Punkte trennen den Sechsten vom Sechzehnten.
DÜSSELDORF 24 Spieltage haben die Teams der Bundesliga hinter sich gebracht. Das Ergebnis in der Sprache der Fußballtrainer: Die Mannschaften stehen in der Mitte ziemlich kompakt. Zwischen dem Europa-League-Rang sechs (zurzeit belegt von Eintracht Frankfurt) und dem Relegationsrang 16 (Hamburger SV) liegen gerade mal neun Punkte. Wer es anders ausdrücken will als in der Taktiksprache der Fußballlehrer, der sagt es wie der Hamburger Mittelfeldspieler Lewis Holtby: „Es wird richtig kuschelig.“
Das finden all jene gut, die sich beim sogenannten Kampf um die Meisterschaft längst langweilen. An der Spitze ist spätestens seit diesem Spieltag alles für die mit zehn Punkten Vorsprung enteilten Bayern geklärt. Und auch um die beiden direkten Absteiger gibt es nun weniger sinnvolle Spekulationen. Ingolstadt ist bei sieben Punkten Rückstand auf den HSV kaum noch zu retten. Und Darmstadt läuft trotz des Heimsiegs gegen Mainz 05 mit elf Punkten Abstand der Musik hinterher.
Allen Durchhalteparolen zum Trotz werden sich Darmstädter und Ingolstädter auf die Rückkehr in die zweite Liga vorbereiten. Wer sich mit dem Dritten der zweiten Liga darum streiten darf, ob er die Schanzer und 98 begleiten muss, ist dagegen ungewiss. Der HSV hat in der Rückrunde einen bemerkenswerten Lauf hingelegt, mit 13 Punkten stellt er die viertbeste Mannschaft der Liga. Trotzdem steht er nicht besser da als Wolfsburg und Werder Bremen. Das Trio hat 26 Punkte auf dem Konto, und es kann der Konkurrenz vor allem nach den Eindrücken der jüngsten Auftritte mächtig Angst machen. Mainz (29) und Augsburg (28) sind bereits in Sichtweite. Wer unbedingt will, kann sogar Schalke (30), Leverkusen (31) und Mönchengladbach (32) wieder zu den Klubs rechnen, die zumindest nicht völlig ohne Sorgen in die restlichen zehn Spiele gehen. Allen gibt der Hamburger Trainer Markus Gisdol den Satz des Tages mit auf die Reise: „Ruhig bleiben, demütig sein, bescheiden arbeiten.“
Wer das beherzigt, der kann sogar noch erstaunliche Sprünge ma- chen. Für Mönchengladbacher, Leverkusener und Schalker ist das internationale Geschäft nicht so weit entfernt, dass nur die unverbesserlichen Optimisten von Europa träumen. Das liegt nicht nur an den Zwischenspurts, die Schalker und Gladbacher hingelegt haben. Es liegt auch an der bislang wenig imponierenden Rückrunde der Kölner und Frankfurter. Die Eintracht ist gemeinsam mit Darmstadt das schwächste Team der zweiten Saisonhälfte (sechs Punkte), Köln hat auch erst acht Zähler erstritten und liegt trotzdem noch immer auf dem siebten Platz. Das alljährliche Schneckenrennen auf den Plätzen sechs bis acht nährt die Hoffnung bei den nachrückenden Bewerbern.
Das gesamte mächtig aufgemotzte Mittelfeld der Liga darf sich auf einen fröhlichen Wettlauf einstellen, dessen Ergebnis niemand vorhersagen kann. Mit Ausnahme von Markus Gisdol vielleicht. Der hat immerhin den Ausgangspunkt seiner taktischen Ratschläge vor den Spielen des HSV verraten. „Wir gehen sowieso immer davon aus, dass die anderen gewinnen“, sagt er. Dass die kühne Vorhersage nicht immer eintrifft, zeigt die Bilanz der unmittelbaren Wettbewerber. Bremen gewann in der Rückrunde dreimal, Wolfsburg zweimal.