Im Depot der Geschichte
Das Haus der Geschichte in Bonn öffnet sein Archiv. Ab sofort kann jeder in das kulturelle Gedächtnis der Nation hinabsteigen.
BONN Die Dinge nehmen im Gebrauch etwas von den Menschen an, das ist einfach so, sie laden sich mit Aura auf, und man sieht das ziemlich schön an dem Tannenbaum aus Sperrholz. Er ist sehr einfach, da haben Menschen ein bisschen gesägt, lackiert und zusammengesteckt, und das unscheinbare Objekt, das man sonst vielleicht übersehen oder belächeln würde, bekommt durch seine Geschichte einen Wert. Die ersten Soldaten der Bundeswehr, die 1993 in Somalia eingesetzt wurden, haben ihn nämlich gebastelt und grün angemalt. Er war ihr Symbol der Menschen in ihrer jeweiligen Zeit erzählen. Im Grunde häuft Preissler also Geschichten an, und wenn man hier unter den tiefen Decken steht, an denen rote Leitungen laufen, die dafür sorgen, dass stets leichter Überdruck herrscht, damit nicht alles gleich verstaubt, wird man poetisch. Man stellt sich vor, wie nachts, wenn kein Mensch mehr da ist, die Gegenstände einander von früher erzählen. Dem eigentümlich aussehenden Fernseher der Firma Loewe würde man dann be- land für DDR-Bürger ablas. Wann sie in Kraft trete, wurde er damals gefragt. „Unverzüglich“, sagte er; danach gab es kein Halten mehr. Nach dem Blatt hatte man lange gesucht, selbst Schabowski wusste nicht, wo es geblieben war, und als es jemand aus heiterem Himmel dem Museum anbot, ließ man ein Heer von Dokumentaristen und Forschern die Handschrift und das Papier untersuchen. Ergebnis: ist echt, super, nehmen wir. Nun liegt es hinter Glas: das Blatt, das die Mauer öffnete.
Es gibt einen Flügel aus der Semperoper in Dresden, an dem noch der Schlamm des Elbe-Hochwassers aus dem Jahr 2002 klebt. Die