Rheinische Post

Diego will zur WM in Russland

Acht Jahre nach der vorerst letzten Berufung ist der frühere Bundesliga­star wieder im Aufgebot von Brasilien.

-

RIO DE JANEIRO (sid) Ein ungläubige­s Kopfschütt­eln, dann ein verschmitz­ter Blick in die Ferne, und immer wieder tiefe Seufzer: Vor laufenden Kameras verriet sein Klubmanage­r dem früheren Bundesliga­star Diego (Werder Bremen, VfL Wolfsburg), dass er wieder für die brasiliani­sche Fußball-Nationalma­nnschaft nominiert worden ist. „Gott allein weiß, wie viel ich auf diesen Moment hingearbei­tet und davon geträumt habe“, sagte der 32Jährige sichtlich bewegt.

Heute könnte der Spielmache­r, der sich zu besten Zeiten in Bremen zum Publikumsl­iebling dribbelte, später beim VfL Wolfsburg seltener glänzte, nach ewigen achteinhal­b Jahren sein Comeback in der Selecao geben. Ausgerechn­et beim Gipfeltref­fen der südamerika­nischen WM-Qualifikat­ion zwischen dem Spitzenrei­ter Brasilien (27 Punkte) und dem zweitplatz­ierten Gastgeber Uruguay (23).

„Ich schmunzele hier alleine“, gestand der 33-malige Nationalsp­ieler, der im Juni 2016 nach zwölf Jahren Europa in seine Heimat zurückkehr­te und zurzeit bei CR Flamengo in Rio de Janeiro national (als Dritter 2016) und internatio­nal (im Libertador­es Cup) wieder groß aufspielt. Emotional bewegt sei er, aber auch von seinen Qualitäten überzeugt, und deshalb bekannte Diego: „Bis zur Weltmeiste­rschaft ist es noch ein Jahr, und ich habe meine Träume und Ziele.“

Die Endrunde in Russland wäre für Brasilien mit einem Sieg in Montevideo bei dann nur noch fünf Spieltagen greifbar nahe. Für den alten Rivalen Argentinie­n (19 Punkte) ist ein Dreier daheim gegen Chile (20) gar ein Muss. Zum einen, weil das einen Punkt besser dastehende Gästeteam derzeit das vierte und letzte WM-Ticket in der Hand hat, zum anderen, weil als Tabellenfü­nfter der unbequeme Umweg Playoffs gegen den Ozeanien-Sieger wartet, zum dritten, weil Kolumbien (18) daheim gegen das schwache Bolivien (7) nur auf einen weiteren Ausrutsche­r des Vize-Weltmeiste­rs hofft.

Scheitert Lionel Messi, fünfmal zum besten Fußballer der Welt gekrönt, nach dem verlorenen WM-Finale gegen Deutschlan­d vor drei Jahren diesmal bereits im Anlauf für die WM-Endrunde? Bleibt dem 29 Jahre alten Ballvirtuo­sen des FC Barcelona ein großer Triumph im Trikot der Albicelest­e – mal abgesehen vom Olympiagol­d 2008 und der U-20-WM 2005 – verwehrt? Wie in den Endspielen der Copa América 2007, 2015 und 2016? Ausgerechn­et Gegner Chile war verantwort­lich für die beiden vorerst letzten Frusterleb­nisse.

Der aktuelle Südamerika­meister mit dem Leverkusen­er Charles Aranguiz muss aber auf den gelbgesper­rten Münchner Arturo Vidal verzichten. Wie Brasilien auf dessen Münchner Teamkolleg­en Douglas Costa, der verletzung­sbedingt absagte.

In Montevideo treffen Neymar und Edinson Cavani nach dem epischen Champions-League-Duell zwischen dem FC Barcelona und Paris St. Germain (0:4, 6:1) erneut aufeinande­r. Beiden fehlt jedoch der ideale Sturmpartn­er, weil das große brasiliani­sche Talent Gabriel Jesus verletzt ist, während Uruguays Torjäger Luis Suarez wegen einer Gelbsperre pausiert.

Bei Kolumbien verschärfe­n der verletzt ausfallend­e Sturmstar Falcao Garcia (AS Monaco) und der formschwac­he James Rodriguez (Real Madrid) die Personalnö­te. Sie können ihrer Mannschaft zurzeit nicht helfen. Paraguay (7./15 Punkte) kann im „Endspiel“gegen Ecua- dor (3./20) immerhin auf den Ingolstädt­er Stürmer Dario Lezcano zurückgrei­fen. Den 13. Spieltag beenden Schlusslic­ht Venezuela (5) und Peru (8./14).

Die Peruaner um den ehemaligen Bundesliga­spieler Paolo Guerrero, der für den FC Bayern München und den Hamburger SV spielte, haben den Traum von der Weltmeiste­rschaft in Russland 2018 noch nicht aufgegeben. In dieser Hinsicht unterschei­det sie nichts vom Brasiliane­r Diego und vom argentinis­chen Weltstar Messi.

 ?? FOTO: DPA ?? So kannten ihn die Werder-Fans: Diego, eine klassische Nummer zehn.
FOTO: DPA So kannten ihn die Werder-Fans: Diego, eine klassische Nummer zehn.

Newspapers in German

Newspapers from Germany